Auf Umwegen nach Niagara - Chesapeake Bay, Shenandoah Nationalpark, Niagarafälle (17.05.-27.05.)

Wie am Vorabend beschlossen haben wir unsere Route erstmal über den Haufen geworfen und sind die Ostküste gen Süden gefahren, über beeindruckende Brücken und vorgelagerte Inseln die Chesapeake Bay entlang, immer in Richtung der Outerbanks. Das Fahren hat von Anfang an super geklappt, Zoé machte meist ihr Vormittagsschläfchen während der Fahrt oder Tatj spielte mit ihr. Wir fuhren nie länger als 1,5 Stunden am Stück und spätestens zur Mittagszeit suchten wir uns ein schönes Plätzchen in einem Park, am Strand oder einer Picnic-Area, breiteten die große Decke im Schatten aus, aßen mit Zoé zu Mittag und spielten und tobten mit ihr. Dieses tolle Ritual wurde zu einem festen Bestandteil unserer Reise. Auch ohne Reservierung ergatterten wir immer ein Plätzchen auf den Camps die wir anfuhren, aufgrund unserer geringen Größe kamen wir oft auf den kleineren aber schöneren Plätzen für Zelt-Camper unter. Die Chesapeake Bay war traumhaft schön, die Strände waren weit und leer mit handteller-großen Muscheln, am Straßenrand reihten sich Seafood-Bars aneinander und immer wieder gab es tolle Stateparks. In zwei von diesen übernachteten wir, im Assateague State Park standen wir im Sand direkt am Meer, Zoé spielte begeistert am Strand und wir beobachteten beim Abendessen die hier heimischen Wildpferde. Im First Landing State Park standen wir inmitten eines Pinienwaldes, nachts hörten wir die Frösche quaken und tagsüber die Vögel singen. Sogar ein Waschbär kam uns mal am Platz besuchen. Zoé steckte zum ersten Mal die Füße ins Meer und beim Spaziergang auf einem der Wandertrails sahen wir Schlangen, Eidechsen, große Schmetterlinge, unzählige Libellen und eine verirrte Krabbe. Jan konnte erstmals auf dieser Reise sein Kajak einweihen während Zoé und Tatj am Strand picknickten. Auch die Hängematte und die Außen-Solar-Dusche kamen zum Einsatz 😊

An einem Abend ließen wir uns gerade mit Spargel und Käse gefüllte Hähnchenbrüste schmecken als draußen ein kurzes Gewitter vorbeizog. Selbst dieses brachte keine Abkühlung – so schön es auch war, auf Dauer war es mit 35 Grad schon jetzt extrem heiß und es würde auf unserer geplanten Route im Süden der USA ja nur noch schlimmer werden. Somit entschlossen wir uns nun doch wieder zurück zu unserer alten Route zu fahren.

Im Shenandoah Nationalpark verbrachten wir 3 Tage, fuhren den kompletten Skyline Drive entlang und hielten immer wieder an schönen Aussichtspunkten. Bei trockenen 15-20 Grad konnten wir mehrere Wanderungen unternehmen, auf welchen wir viele Hörnchen und Rehe sahen und an den schönen Lewis-Wasserfällen vorbeikamen. Einmal wurden wir von einem entgegenkommenden Wanderer vor einem Bären auf unserer Strecke gewarnt, konnten ihn jedoch nicht entdecken. Am Abend saßen wir am Lagerfeuer und planten die weitere Route.

In Front Royal übernachteten wir ganz allein auf dem Gooney Creek Campground direkt am Shenandoah River und genossen das sonnige Wetter. In West Virginia verbrachten wir einen schönen Nachmittag mit Picknick und angeln am Sleepy Creek See, übernachten wollten wir in dieser Gegend jedoch nicht. West Virginia genoss leider einen zweifelhaften Ruf und wir fühlten uns auf unserer Fahrt durch die kleinen Ortschaften alles andere als Wohl. Die meisten Straßenschilder waren zerschossen, die kleinen Holzhäuser völlig vergammelt und eingefallen, in den Vorgärten stapelte sich meterhoch der Schrott. So fuhren wir weiter nach Pennsylvania, aßen bei Taco Bell zu Abend und versuchten uns erstmals im beliebten „Wally-Docking“ – dem kostenlosen Übernachten auf einem 24-Stunden Walmart nach dem Einkaufen. Das klappte prima, wir hatten eine ruhige Nacht, trafen immer wieder auf andere Camper und sollten diese praktische Möglichkeit noch das ein oder andere Mal auf unserer Reise nutzen.

In Pennsylvania fuhren wir zuerst durch das „Dutch Country“, auch genannt das „Deitsche Land“. Hier leben viele ehemalige Einwanderer aus deutschsprachigen Ländern, die eine Art Pfälzer-Dialekt sprechen und der Gruppe der Amish angehören. Generell war das Hinterland abseits der Großstädte Philadelphia, Harrisburg & Co. hier sehr schön, herrschaftliche Villen auf riesigen Rasenflächen wechselten sich mit süßen Dörfchen mit vielen landwirtschaftlichen Betrieben ab. Wir besuchten die Schokoladenwelt von Hershey’s, wo wir auf einer interessanten Bahnfahrt in die Welt der Schokoladenherstellung eintauchten (hier erfuhren wir beispielsweise, dass Hershey’s jährlich so viele Twizzlers herstellte um damit eine Schlange von der Erde bis zum Mond und wieder zurück zu legen – und das 5 Mal!), leckere Pulled Pork Burger zum Mittagessen verspeißten und natürlich zuckersüße Brownies und Co. erstehen konnten, die wir uns am Nachmittag im Stoever Dam Park am See schmecken ließen, wo wir nach einem kurzen Anruf beim Park-Ranger auch die Nacht verbringen konnten.

Der „Elk-Scenic-Drive“ führte uns anschließend durch die Pennsylvania Wilds, ein ursprüngliches Naturgebiet mit tiefen Wäldern, wilden Flüssen und weiten Blumenwiesen – wunderschön! Damit rechnete man so garnicht, wenn man an den Bundesstaat Pennsylvania dachte. Wir hielten an schönen Aussichtspunkten und übernachteten direkt am Fluss im traumhaft schönen Kettle Creek State Park, wo Jan einmal mehr die Angel auspackte und Tatj ihren neuen Omnia-Campingofen testen konnte. Nach einer Portion Apfel-Birne-Banane-Pancakes am nächsten Morgen ging die Fahrt weiter und wir sahen tatsächlich eine große Gruppe Elche im Wald 😃

Im Kinzua Bridge State Park besichtigten wir die Überreste einer der größten Eisenbahnbrücken der Welt, die hier im Jahr 2003 innerhalb von 30 Sekunden von einem Tornado zerstört wurde. Ein Teil der Überreste ist mit einem Glasboden ausgestattet, wo man aus 69m Höhe unter sich die eingestürzten Stahlträger sehen kann.

Unterwegs trafen wir auch immer wieder auf nette Menschen, vorallem Zoé zog mit ihrem Lachen täglich neue Bekanntschaften an. Einmal wurden wir von einer alten Indianer-Dame angesprochen, die uns seit Generationen getestete Tipps gegen Zahnungs-Beschwerden bei Zoé gab, wir werden berichten ob es funktioniert 😏.

Nach 1,5 Wochen erreichten wir dann die Niagarafälle, die wie erwartet ganz nett, aber kein mega Highlight waren. Es war unglaublich viel los, die Fälle wurden mit Aussichtstürmen, Bootsfahrten, Zipline-Touren usw. extrem touristisch vermarktet und es reihte sich ein Souvenirshop an den nächsten. Wir spazierten zu allen Aussichtspunkten auf der amerikanischen Seite, machten eine schöne Mittagspause mit überraschend leckerem griechischen Essen und liefen dann über die Rainbow Bridge nach Kanada, um uns auch die kanadischen Horseshoe-Fälle vom Queen Victoria Park aus anzuschauen (auch die amerikanischen Fälle sah man von dieser Seite aus viel besser). Mit einer ruhigen Wally-Docking-Nacht umgingen wir die teuren Wochenendpreise in dieser Touristengegend und freuen uns nun auf die vor uns liegende Tour an den großen Seen entlang.