Kosovo (10.10.2018 – 13.10.2018)

Was haben wir uns im Vorfeld Gedanken um den Grenzübertritt von Serbien nach Kosovo gemacht – und alles war unbegründet. Der serbische Grenzbeamte scherzte mit Zoé, die kosovarischen sprachen perfektes Englisch, warfen einen Blick in unseren Camper und wünschten uns eine schöne Zeit in Kosovo. In einem kleinen Hüttchen mussten wir für 15€ noch eine Kfz-Versicherung abschließen da unsere grüne Karte im Land nicht anerkannt wurde und schon fuhren wir in Richtung Mitrovika. Der Norden des Landes war fest in serbischer Hand, überall hingen die Flaggen und viele Schilder waren noch immer in kyrillischer Schrift verfasst. Die Region war mit der Grenzziehung absolut nicht einverstanden und würde sich gerne abspalten, es kam vereinzelt zu Unruhen, weshalb wir diese Region zügig durchfuhren und uns erst in Mitrovika ein Nachtlager suchten. Campingplätze gab es im ganzen Land bislang nicht, weshalb wir uns auf die Suche nach einem Motel machten und auch schnell fündig wurden: ein Wegweiser führte uns zum Garagen-Motel Dardania. 20 Garagen standen nebeneinander, man parkte sein Auto und ging jeweils eine Treppe hinauf in ein kleines Motelzimmer mit Bad. Alles war sauber, es gab Wifi und sogar deutsches Fernsehen – für 15€ konnte man da nicht meckern. Unser erster Eindruck vom Land war absolut positiv: alles war viel aufgeräumter als in Serbien, es gab große Supermärkte, moderne Bürogebäude, Spielplätze, belebte Cafés und Restaurants. Die Straßen waren perfekt ausgebaut, auf den modernen Autobahnen standen bereits die Schilder für die Straßenmaut, eingeführt war sie bislang aber noch nicht. Sogar Shoppingmalls und KfC’s konnten wir entdecken – eine völlig andere Welt als noch im Nachbarland. Die Menschen waren allesamt super freundlich und sprachen gutes Englisch, manchmal sogar Deutsch. Doch natürlich war nicht alles Gold, was glänzte – ganz besonders in diesem Land nicht. Auf den Straßen sahen wir unzählige Fahrzeuge der KFOR (Kosovo-Force) herumfahren, daneben UN-Fahrzeuge, US-Army, US-Aid, italienische Carabinieris, türkische und kosovarische Polizei. Sie alle waren damit beschäftigt das Land ruhig und friedlich zu halten. Die meisten zivilen Fahrzeuge hatten deutsche oder schweizer Kennzeichen, dicke BMW’s, Porsche und Mercedes-Limousinen bestimmten das Stadtbild. Heimgekehrte Flüchtlinge, die mithalfen das Land wieder aufzubauen, sagte man uns. Aber wieso alle in so auffallend teuren Fahrzeugen?! Kein einziges vom Krieg zerstörtes Haus sahen wir im ganzen Land, alles war neu und modern, überall wurde gebaut und gewerkelt. Unzählige Villen mit großen Vorgärten – woher kam eigentlich das ganze Geld?! Plötzlich fielen uns auch die vielen Luxushotels auf – wieso brauchte ein Land, das flächenmäßig nur halb so groß wie Hessen war, eigentlich so viele davon? Und wieso standen so viele davon leer? Insgesamt 3x ist es uns am nächsten Tag passiert, dass wir in ein Hotel hineingegangen sind, das vollkommen verwaist war. Wir begannen im Internet nachzuforschen, lasen von Korruption, Menschenhandel und Organschmuggel. Ein besonders großes Problem stellte wohl der Heroin-Schmuggel dar. Die chaotischen Verhältnisse in dem jungen Land, das erst seit 2008 unabhängig ist und erst von 111 Ländern anerkannt wird, haben sich wohl einige Menschen zu Nutzen gemacht. Und irgendwo muss das ganze Geld ja gewaschen werden… Das soll hier kein politischer Bericht werden und wir wollen auch keine haltlosen Anschuldigungen von uns geben, sondern lediglich das widergeben was wir gesehen haben und ein wenig zum Nachdenken anregen. Zurück zu unserer Nacht in der Garage J. Wir steuerten am nächsten Morgen einen Bäcker an, bestellten insgesamt 5 Teile (allesamt sehr lecker) – und zahlten 1,50€… Die Hauptstadt Priština umfuhren wir, nächster Stop war die Bären-Auffangstation von 4-Pfoten. Vor einigen Jahren wurde es endlich verboten, Bären vor Restaurants zu Werbezwecken in Käfigen zu halten und 4Pfoten hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen verstörten Bären einen möglichst schönen Lebensabend zu ermöglichen. Das gesamte Gelände war sehr schön und modern angelegt, es gab ein Infocenter, Spazierwege, Spielplätze, ein Café, Hinweistafeln zur Geschichte der Bären und wir konnten die Tiere ausgiebig in ihren großen artgerechten Gehegen beobachten. Die zweitgrößte Stadt des Landes, Prizren, hat uns am besten gefallen. Moderne Malls standen zwischen wuseligen Einkaufsstraßen, imposante Kirchen neben großen Moscheen. Am Flussufer reihten sich Cafés und Restaurants aneinander, wo auch wir super lecker zu Mittag aßen, eine Bimmelbahn fuhr durch schmale Gässchen mit Teppich- und Schmuckläden. Eine tolle Stadt zum schlendern, shoppen, schauen und essen! Am Abend wurde das schicke Hotel Oferte de Luxe extra für uns geöffnet, wir hatten die schönen Zimmer alle für uns allein und am nächsten Morgen gab es im benachbarten Café sogar noch Frühstück für uns, leider sah man wieder einmal trotz Rauchverbotszeichen nicht die Hand vor Augen… Ebenfalls gut gefallen hat uns der Ort Peja. Auf einem ordentlichen Basar gab es allerhand Nützliches und Unnützes, Echtes und Gefaktes zu erstehen, in der großen Fußgängerzone fanden sich Spielplätze und Cafés. Zum Mittag gab es 2 Sandwichs, 3 Getränke und ein Eis für Zoé – für 3,50€. Am Abend hielten wir im „Motel & Restaurant Antik“, in dessen Hof es einen kleinen Zoo und Spielgeräte gab. Wir aßen einmal mehr sehr lecker zu Abend und durften dann gegen einen kleinen Obolus im Hof übernachten. Jan stand noch lange mit einigen anderen Männern im Garten zusammen und half beim Schnaps brennen und probieren J. Der Weg zur montenegrinischen Grenze führte uns noch einmal hoch in die Berge, durch bunten Herbstwald und tiefe Täler, dann standen wir auch schon an der Grenze. Der Bruder des Grenzbeamten wohnte im gleichen Ort wie wir, weshalb natürlich erstmal kurz gequatscht wurde, dann waren wir auch schon in Montenegro.

 

Fazit Kosovo:

Kosovo hat uns in allen Hinsichten total überrascht! Hatte man ein vom Krieg gebeuteltes, zerstörtes, rückständiges Land im Hinterkopf, so lag man völlig daneben. Schöne Natur, kleine Städtchen mit Geschäften und Fußgängerzonen, Shoppingmalls und Supermärkten. Neue Häuser, Straßen und Autos. Jeder sprach englisch oder deutsch. Wir fühlten uns jederzeit sicher und willkommen, es war einfach und machte Spaß das Land zu bereisen. Und unschlagbar günstig war es auch noch! Es gab zwar noch keine Campingplätze, aber unzählige günstige Hotels. Über die Probleme und Konflikte des Landes konnte man jedoch trotzdem nicht hinweg sehen. Wir sahen zum Beispiel im ganzen Land nur 2x die kosovarische Flagge wehen, ansonsten schmückten serbische und albanische Flaggen die Häuser. Niemand schien sich dem jungen Land wirklich heimisch und zugehörig zu fühlen. Und dann die Themen Korruption & Co, auf die wir weiter oben bereits eingegangen sind…. Es gibt noch viel zu tun in dem schönen Land und wir hoffen auch hier, das alles friedlich vonstatten geht. Wir persönlich hatten eine schöne Zeit und sind glücklich all dies erleben zu dürfen!