Mazedonien (03.11.2018 – 09.11.2018)

Nach einer weiteren unkomplizierten Grenzkontrolle, bei welcher niemand auch nur einen Blick in unseren Camper werfen wollte, waren wir in Mazedonien angekommen. Ein ganz besonderes Land – nämlich das 20. besuchte Land ihres Lebens für Zoé J. In der Summe hat es uns in Mazedonien überraschend gut gefallen. Die Menschen waren sehr freundlich und sprachen gutes Englisch, es gab viele Geschäfte und gut sortierte Supermärkte, auch wieder mit bekannten Marken wie H&M, Mango oder DM. Alles wirkte etwas geordneter als in den vorherigen Staaten. Wir fanden schöne Rastplätze mit Sitzgelegenheiten an Seeufern und insbesondere die Sehenswürdigkeiten waren genauso gepflegt angelegt wie in Mitteleuropa. Auf die Gefahr hin uns zu wiederholen: die Probleme Straßenhunde, schlechte Abwassersysteme und Müll in der Natur blieben jedoch leider unverändert bestehen.

Unser erstes Ziel im Land war gleichzeitig auch das Schönste: der Ohrid-See. Mit 3 Millionen Jahren gilt er als einer der Ältesten der Welt und mit einer Tiefe von bis zu 300m als einer der tiefsten Seen Europas. Die gesamte Gegend um den See war super schön, wir passierten viele kleine Urlaubsörtchen mit Strandbars und Cafés und fuhren an langen Uferpromenaden entlang. Im Galičica-Nationalpark besuchten wir das Kloster Sveti Naum, das im 9. Jhrdt. vom Heiligen Naum gegründet wurde. Lange spazierten wir durch die schöne Anlage mit diversen kleinen Kapellen, Quellen, Souvenirständen und Restaurants. Am toll angelegten Seeufer des Ohrids konnte man eine Bootsfahrt unternehmen und auch der Klostergarten mit seinen vielen frei lebenden Pfauen war sehenswert. Ohrid-Stadt war für uns ein echtes Highlight, eine traumhafte Uferpromenade mit Palmen, bunten Blumen und Bänken führte am Seeufer entlang, es gab tolle Cafés, grandiose Spielplätze und eine nette Fußgängerzone. Auf dem Camp Rino standen wir direkt am Seeufer, wurden mit selbstgebranntem Schnaps und Kaffee begrüßt und am Abend lecker bekocht. Jan konnte wieder einmal angeln gehen und der Blick auf den See war sehr schön – aufgrund der mangelhaften Sanitäranlagen können wir das einzig von uns besuchte Camp im Land trotzdem nicht empfehlen. Perfekt ausgebaute (und teilweise mautpflichtige) Straßen brachten uns dann in den Matka-Canyon, eine lange Schlucht in welcher ein Fluss fließt. An der imposanten Staumauer gab es neben Kajakverleih und Bootstouren auch ein Restaurant, diverse Höhlen und Klöster konnten besichtigt werden und ein 5 Km langer Wanderpfad führte die Schlucht entlang in den Canyon hinein. Bänke am Flussufer luden unterwegs zu einem Picknick ein und Infotafeln versuchten für das Thema Umweltverschmutzung zu sensibilisieren (bislang leider recht erfolglos). In der Hauptstadt Skopje gönnten wir uns wieder einmal ein AirBnB, die Nächte hier im Land waren mittlerweile einfach zu kalt. Badewanne, Backofen, Waschmaschine, Sofa und TV – wir genossen die Vorzüge ausgiebig J. Die Stadt selbst hat uns sehr gut gefallen, alles war recht ordentlich und überschaubar, wir konnten sehr gut einkaufen gehen und sogar mal wieder etwas shoppen. Beim Bäcker gab es knusprige Croissants für wenige Cents, an kleinen Ständen wurde dampfender Kaffee und frisch gepresster O-Saft verkauft. Neben Shoppingmalls und einer Fußgängerzone gab es auch Spielplätze und tolle indoor Spielecafés für Zoé. Die Burganlage Kale war nicht ganz so spannend (vielleicht waren es in letzter Zeit auch einfach zu viele Burgen für uns), das alte Basarviertel Carsija mit seinen Marktständchen, Schuhputzern, Barbieren, Schmuckläden und Moscheen fanden wir dagegen total schön! Ein rießiger Markt lud zum Schlendern und Stöbern ein und in einem kleinen Restaurant zahlten wir für 2 Hauptgänge und 4 Getränke keine 10€. Neben dem Geburtshaus von Mutter Teresa, das bei unserem Besuch leider verschlossen war, beeindruckten in der Stadt natürlich ganz besonders die rießigen Prunkbauten aus dem Projekt „Skopje 2014“, bei welchem die Innenstadt attraktiver gemacht werden sollte. Hierzu wurden mehrere Bauten, Monumente und Statuen errichtet, wasserspeiende Brunnen, beleuchtete Brücken, monströse Stadttore und gigantische Statuen zieren nun die Innenstadt. Allesamt sind sie einfach eine Spur zu groß, zu blinkend, zu weiß, zu neu – einfach viel zu pompös um echt zu wirken. Und ganz nebenbei hat das umstrittene Projekt statt der veranschlagten 80 Millionen Euro ganze 640 Millionen Euro verschlungen…

Nach einer Woche mussten wir unseren Mazedonien-Aufenthalt dann leider beenden, es war einfach schon zu kalt im Land. Die Weinregion Tikves, der Pelister Nationalpark und der Korab Wasserfall müssen somit auf ein anderes Mal verschoben werden, auch im Nachbarland Bulgarien gilt ab dem 15.11. Winterreifenpflicht, weshalb wir auch dieses Land leider auslassen müssen. Lange haben wir hin und her überlegt und uns nun schweren Herzens auch gegen einen Besuch der Türkei entschieden. Die politische Lage um ihr umstrittenes Staatsoberhaupt ist uns aktuell einfach zu instabil, ganz davon abgesehen sind die Temperaturen in Istanbul oder Kappadokien derzeit auch nicht wirklich einladend. Und so kommt es, das wir schon viel früher als geplant nach Hellas einreisen J.

 

Fazit Mazedonien:

Uns hat es auch in Mazedonien sehr gut gefallen, alles was wir besichtigt haben war sehr schön und wirklich hübsch angelegt, man konnte prima einkaufen und die Menschen waren freundlich. Wir haben lecker gegessen und auch das Campen war easy, Freistehen ist absolut kein Problem. Skopje hat uns überraschend gut gefallen und ist wirklich eine Reise wert, der Ohrid-See hat sich sogar zu einem Highlight unserer gesamten Europa-Reise entwickelt. Besonders überrascht hat uns das enorm niedrige Preisniveau – Mazedonien ist bislang das mit Abstand günstigste Land unseres Trips! Für eine 80 qm Wohnung zahlten wir 30€ Miete pro Nacht inkl. Endreinigung, ein Campingplatz kostete mit gratis Kaffee, Strom & Wifi nur 10€. Wir waren für weniger als 10€ Essen und haben beim Bäcker 0,50€ für 3 süße Stückchen bezahlt. Kurz vor der Ausreise hatten wir ernsthaft Probleme unsere letzten Denar (umgerechnet etwa 20€) im Tankstellen-Shop los zu werden weil alles so günstig war (wir haben nun einen Jahresvorrat an Keksen und Überraschungseiern für Zoé J). Übrigens hatten wir hier auch die allererste Polizeikontrolle unserer Reise (normalerweise winken uns alle immer durch). Der freundliche Polizist wollte nur einen kurzen Blick hinten in den Camper werfen (wir vermuten den Grund in der aktuellen Flüchtlingskrise) und testete an uns dann seine Deutschkenntnisse aus J. Trotz des vielen Lobes hoffen wir nun, dass sich die Punkte Straßenhunde, Müllentsorgung und Abwassersysteme nach der Einreise in die EU endlich wieder bessern.