Polen (30.07.2018-01.08.2018 und 07.08.2018-19.08.2018)

Nach einem Kurzbesuch in Deutschland machten wir uns mit neuen Kräften wieder zurück auf unsere Route, um Polen zu erkunden. Wir fuhren kreuz und quer durch das überraschend schöne Land und wären gern noch länger als 2 Wochen geblieben, doch die unfassbaren Touristen-Massen verdorben uns die meisten schönen Flecken. Einen solchen Massentourismus hatten wir auf unserer Reise bislang noch nicht erlebt - und hier in Polen ehrlich gesagt auch nicht erwartet.

In Augustów schlenderten wir durch die Stadt und aßen sehr lecker griechisch zu Abend, in Warschau besuchten wir ein Erlebnisbad und in Breslau und Lódz shoppten wir ausgiebig in günstigen Einkaufscentern. Die Grenzstadt Görlitz hatte zwar ein paar hübsche Gebäude, aber auch viele sonderbare Gestalten zu bieten. Viel besser hat es uns da in Trzebiatów gefallen. Auf einer schattigen Wiese am Fluss machten wir eine ausgiebige Mittagspause, im hübschen Ortskern bummelten wir herum und erstanden wieder einmal eine super günstige Handykarte (50 GB für keine 5€….). Die Ostseeküste war mit ihren breiten weiten Sandstränden, den Dünen und Wäldern zwar wirklich schön, doch was in den Orten los war stellte selbst die mallorquinische Playa de Palma locker in den Schatten. Tausende Menschen schoben sich mit Softeis oder Bierdose in der Hand die Promenaden entlang, alle Campingplätze waren voll, Restaurants, Pizzastände, Spielhöllen, Minigolfanlagen und Luftmatratzenverkäufer reihten sich aneinander. Man konnte Papageien streicheln, sich neongrüne Zöpfe flechten oder sich eine Schlange um den Hals legen lassen. Puh… Wir suchten ewig bis wir endlich ein überteuertes freies Fleckchen auf einem Campground fanden, die Sanitäranlagen waren so schrecklich, dass wir lieber unser Duschzelt aufbauten… Immerhin konnten wir so einmal in Ruhe den Sandstrand genießen, freie Parkplätze waren ja leider auch eine Rarität. Etwas weiter im Inland hat es uns da schon besser gefallen, wir aßen leckere mit Käse und Spinat gefüllte Piroggen und verbrachten einen entspannten Tag auf einem Agrocamping mit Badesee, Spielplatz, Regenfalldusche, Tischtennisplatte und kleinem Tiergehege und das für gerade mal 12€! 5 Tage verbrachten wir dann in Danzig - Freunde aus Deutschland besuchten uns und wir hatten uns eine tolle AirBnB Wohnung gemietet. Es wurden super schöne Tage, wir genossen mal wieder die Annehmlichkeiten einer Wohnung, spielten Kniffel, schauten TV und quatschten bei Bier und Pizza lange mit Tina und Andreas. Auch Zoé genoss es sichtlich endlich einmal neue Spielkameraden zu haben J. Danzig selbst hatte eine schöne Altstadt am Ufer der Motlawa mit mehreren alten Stadttoren, Gebäuden und Plätzen zu bieten, Highlight war eine der größten Backsteinkirchen weltweit, die Marienkirche. Wir nahmen wieder an einer 2,5-stündigen Free-Walking-Tour teil, diese war jedoch nicht annähernd so gut wie in Vilnius, es steht und fällt eben doch viel mit dem Guide… Fluch und Segen zugleich war der derzeit stattfindende Dominikanermarkt, ein alljährliches, 3-wöchiges Fest. In der ganzen Stadt waren Buden aufgebaut die traditionelles Kunsthandwerk und landestypisches Essen anboten. Dazu gab es diverse Veranstaltungen und Flohmärkte. Es machte wirklich Spaß durch die Buden zu schlendern und wir konnten schöne ausgefallene Souvenirs erstehen und viele leckere Sachen wie Bigos, Schmalzbrote mit polnischer Brühwurst oder Trdelník probieren, dazu leckeres Bier und Apfel Cider. Leider war die Stadt aufgrund des Marktes heillos überfüllt, es machte stellenweise wirklich keinen Spaß mehr sich durch die Straßen zu schieben. An einem Tag unternahmen wir einen Tagesausflug in das Strandbad Sopot. Es wurde ein super entspannter Tag, wir spazierten am Strand entlang, steckten die Nasen in die Sonne, planschten mit Zoé im Meer, spielten Beachvolleyball und verbrachten Stunden in einem tollen Strandlokal mit leckeren Fischgerichten und kühlem Weißwein, für Zoé gab es eine Spieleecke und für die Männer Hängematten J.

In Auschwitz konnten wir leider nur das Lager II in Birkenau besichtigen, für das Museum in Lager I musste man seit neustem online Tickets kaufen, das nächste freie Zeitfenster war erst in 10 Tagen… Die Stadt an sich außerhalb des KZ’s war jedoch sehr schön, auf dem Marktplatz gab es Eiscafés, Springbrunnen und Live-Musik, etwas Außerhalb einen schönen Spielplatz. Krakau war für uns nicht viel anders wie Danzig, auch hier gab es viele Menschen und viele schöne alte Bauten, hiesiges Highlight war einer der größten Marktplätze Europas, auf welchem man durch die Tuchhallen schlendern konnte, die heute viele kleine Läden beherbergen. Aktuell fand gerade das große Piroggen-Fest statt und so testeten wir noch einmal weitere Sorten mit Pilzen, Zwiebeln oder im Mexican-Style, zum Dessert gab es sie mit Bounty-Füllung – lecker! Die Hohe Tatra, ein Teilgebiet der Karpaten und das kleinste Hochgebirge der Welt, waren unser nächstes Ziel. Das Bergpanorama war sehr schön anzusehen und die gesamte Region in Polen’s äußerstem Süden hat uns mit ihren Kuhweiden, Holzblockhütten und Blumenwiesen wirklich sehr gut gefallen. Leider war auch dieser Nationalpark, abgesehen von langen Wanderwegen, nicht besonders gut erschlossen. In Zakopane besuchten wir die Krupowki Straße, laut unserem Campingplatz-Betreiber die „bekannteste Straße Polens“. Nunja, es ist auf jeden Fall die Vollste….Die urigen Holzhütten mit Souvenirläden und Gasthöfen sahen vor dem alpinen Bergpanorama aber auch wirklich hübsch aus. Auch wir ließen uns den Oscypek-Käse, der nur von Schafbauern in der Tatra-Region hergestellt wird, schmecken und erstanden einen Laib für unsere Womo-Küche. Mit dem Sessellift fuhren wir am nächsten Morgen auf einen kleinen Berg hinauf und gingen ein wenig spazieren bevor wir weiter in den Pieniny Nationalpark fuhren. Auch hier waren die wenigen touristischen Attraktionen völlig überlaufen und es fehlte an hilfreichem Karten- und Informationsmaterial. So beließen wir es bei einer kleinen Erkundungsfahrt und einer letzten Campingnacht mit Blick auf Polens schönes Bergpanorama.

 

Fazit Polen:

Polen hat uns viel besser gefallen als erwartet – von den Menschenmassen einmal abgesehen. Jedes Örtchen hatte eine imposante Kirche, es gab überall einladende Restaurants, Bars und Biergärten. Vorallem im Osten des Landes gab es unzählige Seen mit schönen Badeplätzen, dazwischen immer wieder dichter Wald. An der Nordküste fanden wir feine Sandstrände, das Inland war ländlich geprägt mit Kuhweiden und schönen Bauernhäusern mit Geranienkästen an den Balkonen. Im Süden ragten hohe Berge auf und auch die Großstädte des Landes waren allesamt schön, hatten sehenswerte Altstadtkerne und beeindruckende Bauwerke. Das Preisniveau war unfassbar niedrig, das lokale Bier und die nationale Küche total lecker. Und darüber hinaus sind die Polen bislang die freundlichsten Menschen, die wir auf unserer Reise kennenlernen durften, insbesondere für Zoé hatte jeder ein Lächeln übrig. Selbst Teenager shakerten mit ihr, Grundschulkinder ließen ihr auf der Rutsche den Vortritt und winkten ihr zu. Und die Omas des Landes konnten garnicht genug von unserer Maus bekommen J. All dies wussten leider nicht nur wir – das ganze Land war touristisch völlig überlaufen. Durch die Straßen in Danzig und Krakau schoben sich so viele Menschen, dass wir die Hausfassaden kaum sahen, an den Badestränden bekamen wir meist keinen Parkplatz und für richtige Highlights wie das Museum Auschwitz I, das Salzbergwerk Wieliczka, die Gondel in der Hohen Tatra oder die Floßfahrt im Pieniny-Nationalpark bekamen wir überhaupt keine Tickets mehr. Freistehen war meist verboten und die Campingplätze waren idR ziemlich voll. Das hat uns das Reisen im Land ein wenig verdorben, eine schöne Zeit hatten wir trotzdem. Prinzipiell ist das Reisen in Polen recht einfach, ähnelt es Deutschland doch sehr. Von Lidl über Rossmann, von Starbucks bis McDonald’s gab es alles was man von daheim kannte, öffentliche Toiletten kosteten meist Geld und zu jedem Abendessen gehörte ein großes Bier. Dass man doch nicht in heimischen Gefilden war erkannte man an den extrem starken Make-up’s der Damen und der Tatsache, dass die meisten Männer oben ohne unterwegs waren. Achja, und an der Eiscafé-Dichte im ganzen Land, gefühlt gab es pro 50 Einwohner einen „Lody“-Stand und allesamt waren sie immer gut gefüllt. Alles in allem Daumen hoch für unser Nachbarland – aber besser nicht zur Hauptsaison.