Marokko

1 Monat haben wir in Marokko verbracht und sind dabei einmal grob im Uhrzeigersinn durch das ganze Land gefahren. Wie erwartet wären 2-3 Wochen länger angenehmer gewesen, aber es hat trotzdem gereicht um uns einmal alles anzuschauen was uns am Herzen lag und uns einen Eindruck vom Land zu verschaffen. Wir hatten insgesamt eine wirklich tolle, spannende und abwechslungsreiche Zeit im Land und Vieles, über das wir uns im Vorfeld Sorgen gemacht haben, hat sich als unbegründet herausgestellt. Die Campinginfrastruktur ist ausgezeichnet und alle besuchten Plätze waren wirklich schön und günstig. Oftmals hatten die Plätze eine wirklich unschlagbare Lage, uns wurde frischer Minztee serviert und es gab tolle Restaurants oder sogar Pools auf dem Platz, nur mit dem Warmwasser hat es immer mal geharkt. Auch das Freistehen hat gut geklappt und wir haben uns zu keiner Zeit irgendwo unsicher gefühlt. Was uns extrem überrascht hat, ist das hohe Preisniveau. Wie gesagt waren Campingplätze günstig und wenn man auf einem lokalen Markt das hiesige Gemüse und Fladenbrot gekauft hat, hat man auch hierfür fast nichts gezahlt. Dafür waren die Preise in den Restaurants und den großen Supermärkten wie Carrefour und Co gesalzen und deutlich teurer als in Deutschland. Auch in den Märkten und Medinas waren wir immer wieder überrascht über die veranschlagten Preise, auch noch nach dem Verhandeln. Auch bei Spielsachen oder Souvenirs wurde ordentlich zugeschlagen, Gewürze und Tees waren horrend teuer und selbst für ein wenig Streetfood vom Grill in einer Seitenstraße verlangte man umgerechnet 50 Euro. Wir sind uns des "Ausländer-Aufschlags" natürlich bewusst, aber es ist ja nicht das erste Mal, dass wir in Ländern unterwegs sind, in welchen gehandelt wird. Und selbst wenn wir am Ende nur 20% des zuerst genannten Preises ausgehandelt hatten, war dieser immernoch ganz schön teuer. Erfreulich war dagegen, dass die Verkäufer in den Medinas und Märkten absolut nicht so aufdringlich waren wie befürchtet. Auch angebettelt wurden wir nur im Süden des Landes, hier allerdings wirklich sobald wir nur den Motor ausschalteten. Landschaftlich ist Marokko unglaublich vielseitig. Der Norden ist grün und landwirtschaftlich gut genutzt, die Küsten sind wohlhabend und mit Promenaden und Shoppingmalls herausgeputzt wie bei uns zuhause auch. Wir haben selten so viele AMG´s und Porsches gesehen wie in Casablanca. Je südlicher man fährt, je karger und trockener wird die Landschaft, staubiger und schließlich sandiger. In der Nähe der Sahara gibt es dann garkein grünes Blatt mehr, keine geteerten Straßen, die Menschen leben in Verschlägen aus Plastikfolien und Ästen. Ein wirklich starkes Gefälle. Gefühlt waren die Menschen in diesen Regionen aber freundlicher zu uns, jeder hat gewunken und gern testeten sie ihre Englisch- oder Französischkenntnisse an uns.  In den Sanddünen der Sahara sahen wir Kamele, Oasen und unfassbar klare Sternenhimmel, im Inland gab es Canyons, Schluchten und Berge, in den Medinas wuseliges Markttreiben. Auch mit dem Essen sind wir gut zurechtgekommen, Couscous, Tajine und Brochettes haben allen geschmeckt, morgens gab es Baguette und fast überall Orangina und frischen Minztee. Die Menschen waren auch in diesem Land extrem kinderlieb und vorallem unsere strohblonden Mädels konnten sich vor Küssen und Umarmungen kaum retten. Im Vergleich würden wir auf jeden Fall sagen, dass es weniger Müll und Straßenhunde als auf dem Balkan gab. Viele Esel waren auf den Straßen unterwegs, Kühe, Schafe, Ziegen und Hühner grasten am Wegesrand. Wir sind fast täglich in eine Polizeikontrolle geraten und haben selbst in den entlegensten Wüstenregionen Polizisten mit der Laserpistole im Straßengraben liegen sehen, aber idR wurden wir weitergewunken. Und eines sei noch erwähnt - bei öffentlichen Toiletten handelte es sich meist um Stehklos...

Die Fährfahrt hat prima geklappt und war sehr komfortabel, die Einreise ging ratz fatz, man hat nicht einmal einen Blick in unseren Camper geworfen, er wurde lediglich auf Lebewesen gescannt. Der erste Eindruck von Marokko hat uns völlig umgehauen: die Sonne lachte vom stahlblauen Himmel, überall war es grün und blühte es, auf den Straßen herrschte reges Treiben: Kinder spielten Fußball, Männer saßen beim Tee und Familien beim Picknick zusammen. Aus den Kofferräumen kleiner Autos wurde überall Kaffee verkauft. Die Straßen und Promenaden hier an der Küste waren palmengesäumt und blitzblank und an jedem Parkplatz gab es einen Parkboy, der uns für ein paar Dirham das Übernachten gestattete - ein super Start! Nach einer recht unspektakulären Fahrt durch´s Riffgebirge schauten wir uns die blaue Stadt Chefchaouen an. Gewürze, Stoffe, Kleidung, Teppiche, Messingartikel, Lederwaren, Tontöpfe, Mosaikfließen, Babuschen - es wurde uns nicht langweilig durch die schmalen Gassen der Medina zu streifen. In der Medina von Ouezzane war man Touristen dagegen nicht so sehr gewöhnt. Sehr gut gefallen hat uns die Ausgrabungsstätte aus der römischen Antike in Volubilis, die wirklich gut erhaltene Relikte aus dem Jahr 25. v.Chr. zu bieten hatte. Die Königsstadt Meknes entführte uns dann endgültig in 1001 Nacht. Sandfarbene Stadtmauern mit reich verzierten Toreingängen und hohen Palmen umschlossen den Stadtkern. Zuerst besuchten wir das Mausoleum von Moulay Ismail mit seinem bunt gekachelten Brunnen im Innenhof, danach stürzten wir uns ins Treiben der Medina. Hier war es meist so, dass die Hoftore direkt an die Gassen grenzten und einfach geöffnet wurden, dahinter verbargen sich dann die Verkaufsstände. Viele Handwerksleute ließen sich hier direkt bei der Arbeit beobachten, Schreiner, Schneider und Teppichweber. Immer wieder kamen wir an einem Souk vorbei, mal war es der Fischsouk, mal der Goldsouk. In den Innenhöfen der Moscheen wuchsen Orangenbäume und am Platz El Hedim versammelten sich um die Mittagszeit die ersten Schlangenbeschwörer, Geschichtenerzähler und Bettler, die teilweise ohne Gliedmaßen und mit schlimmen Verletzungen durch die Straßen geschoben wurden. 

Nach einer verrückten Nacht auf einem französischen Aussteigerhof erkundeten wir die nächste Königsstadt: Fes. Hier gab es im Vergleich weniger Souks und die Medina wirkte etwas heruntergekommener, dafür gab es das kleine und große Gerberviertel zu entdecken. Super spannend zu sehen wie die Häute getrocknet, bearbeitet und gefärbt werden. Ein Aussichtspunkt über die riesige Stadt und ein wirklich leckeres Restaurant mit Dachterrasse rundeten diesen schönen Tag ab. Zurück am Van hatte sich ein kompletter Markt um unseren Bus herum gebildet, Kinder, Esel und Hühner wuselten herum, Händler saßen auf unserer Trittstufe und boten ihre Ware feil. Wir befürchteten schon das Schlimmste, aber niemand zuckte auch nur mit der Wimper als wir ausparken wollten, die Verkaufsstände wurden einfach ein wenig zur Seite geschoben und alle gemeinsam winkten uns hinaus :). Nach diesen ereignisreichen Tagen wurde es Zeit für etwas Natur und wir machten uns auf den Weg ins Atlasgebirge. Es wurde leerer, ruhiger, kühler aber auch ärmlicher. In Ifrane tobten wilde Affen am Straßenrand umher, in den Bergen gefroren uns die Fensterscheiben während wir ums Lagerfeuer saßen. Im Draatal wurde es dann sandiger und trockener, braune Lehmsiedlungen wechselten sich mit stattlichen Kasbahs, immer wieder öffnete sich das Tal zu einer grünen Palmenoase. Am Rande der Sahara, 20 Km vor der algerischen Grenze, schlugen wir unser Lager direkt an den bis zu 150m hohen Dünen der Erg Chebbi auf. Feuerrote Sonnenuntergänge, Kamel-Karawanen und unfassbar klare Sternenhimmel begleiteten uns die nächsten Tage. Wir gingen Duneboarden und unternahmen eine geführte Jeeptour, auf welcher wir spannende Fossilien wie versteinerte Schildkröten entdeckten und in einem Nomadencamp Brot backen durften. Eine genauso beeindruckende Landschaft erwartete uns in der Todra-Schlucht, in welcher wir darüber hinaus noch ein tolles Restaurant fanden mit Koriander Salat und Berber-Omlette. Die über 300m hohen Steilwände liesen teilweise nur einen 10m breiten Durchgang frei. In der Dattelpalmenoase Tinghir, die an die 200.000 Palmen stark ist, übernachteten wir bevor es am nächsten Tag weiter zur mindestens genauso beeindruckenden Dades-Schlucht ging. Kontrastprogramm dann in der wohlhabenden Filmstadt Ouarzazate (hier wurde u.a. "Game of Thrones" oder "Die Mumie" gedreht)-  wir entdeckten ein unfassbar schickes und leckeres Frühstückslokal und ließen es uns richtig gut gehen. Zurück am Wüstenrand in Zagora übernachteten wir wieder direkt in einer Palmenoase und bestaunten die tollen Riads die es hier gab - merken wir uns für das nächste Mal :). Es folgte eine sehr lange unspektakuläre Fahrt über 2,3 Tage bis wir in Tafraoute ankamen. Tafraoute ist gerade unter Campern in aller Munde, unzählige Male wurde uns dieser Ort auf unserer bisherigen Tour empfohlen, was uns bereits skeptisch machte. Doch es entpuppte sich wirklich als ein absoluter Vanlife-Traum: auf einer rießigen Freifläche vor der Stadt, zwischen Palmen und spektakulären Felsen, sammelten sich unzählige Camper, Vanlifer und Aussteiger, die hier von fleissigen Berbern versorgt wurden. Mal kam ein Wassertank, mal ein Gaslieferant, mal der Bäcker und mal der Friseur vorbei, auch warme Tajines wurden direkt ans Womo geliefert und die Schmutzwäsche konnte man auch abgeben. Trotzdem war die Atmosphäre überraschend entspannt und locker, nicht überfüllt und auch nicht assi. Auch im Ort selbst gefiel es uns gut, wir fanden nette Lokale und sogar einen Spielplatz. Tatj und Zoé gingen in der Felslandschaft klettern und zwischen den ganzen Vans trafen wir tatsächlich auf Christine, die wir vor 2 Jahren in Nordspanien kennengelernt hatten und einige Tage gemeinsam verbrachten. Als nächstes steuerten wir langsam die Küste an und verbrachten dort bei erstmal deutlich besserem Wetter tolle Tage mit tollen Menschen am Strand. In einem winzigen Fischlokal, welches seine Plastikstühle direkt in den Sand gestellt hatte, fragten wir einfach nur vorsichtig nach "Food" woraufhin es auch schon losging - Karte gab es hier keine. Wasser, Brot, Oliven, Koriandersalat und rießige gegrillte Fischplatten, fangfrisch mit Meersalz und Zitrone, fanden den Weg auf unseren Tisch - herrlich! Einige Tage später schraubten wir uns die Serpentinen ins Paradise Valley hoch - und vernahmen plötzlich unschöne Geräusche aus der Motorhaube... kurz darauf fiel die Servolenkung aus. Im nächstgelegenen Ort steuerten wir die erste Werkstatt an und hatten richtig Glück - ein fähiger Mechaniker bestellte uns eine neue Servopumpe in Agadir, die -inshallah- bald kommen sollte. Die 2 Tage Wartezeit durften wir auf dem Werkstatthof übernachten bevor Jan die neue Pumpe einbaute. Es gab schlechtere Orte um zu warten, am Strand trabten Dromedare umher, es gab leckere Burger und in den Gassen kleine Märkte - wir fühlten uns wohl :). Zurück auf der Straße steuerten wir den Hafenort Essaouira an, eine wirklich schicke Stadt mit Promenade am Meer, Beach Clubs und kleinen hippen veganen Cafés. Selbst die Medina war mit dem Buggy befahrbar - ganz anders als in den alten Königsstädten im Inland. Nach einer Nacht in den Argan Wäldern steuerten wir die wohl berühmteste Stadt des Landes an: Marrakesch. Lange schlenderten wir über den angeblich größten Souk Afrikas, der vorallem Teppiche, Lampen, Lederwaren, Schmuck und Souvenirs anbot, bis zum Tier-Markt. Hier gab es vom Chamäleon bis zu Rochen-Eiern wirklich alles. Wir ließen uns treiben, snackten in einer stylischen Rooftop-Bar, bekamen die Hände mit Henna verziert, streichelten Babykätzchen und beobachteten das Treiben um uns herum. Am Tag war die Stadt tatsächlich super entspannt und ruhig, es war sauber und aufgeräumt, alles war mit dem Kinderwagen erreichbar und wir trafen wirklich auf ein bunt gemischtes hippes Publikum. Eine Stadt die sich wirklich für ein Shopping-Wochenende mit den Mädels anbot, uns aber nicht annähernd so sehr in 1001 Nacht entführte wie Fes, Meknes oder Chefchaouen.  Am Abend füllte sich der unter UNESCO Weltkulturerbe stehende Platz Djemma el Fna bis zum Bersten mit Menschen, Garküchen, Marktständen, Gauklern, Schuhputzern, Henna-Frauen, Schlangenbeschwörern, Trickspielern, Musikern usw. Jetzt gab es wirklich viel zu gucken, war allerdings auch echt anstrengend mit den Kids in dem Gewusel. Unsere letzte nennenswerte Station im Land war Casablanca. Im Villenviertel Corniche spazierten wir an der Meerespromenade entlang, staunten über die dicken Autos, schicken Häuser und das Haus des Kalifen, in der Morocco Mall gab es sogar einen Indoorspielplatz und ein rießen Aquarium - wieder eine völlig andere Welt. 

Die Ausreise aus Afrika war genauso schnell und problemlos wie die Einreise. Einmal durch den Scanner, 2x Pässe zeigen, einmal den Drogenspürhund schnüffeln lassen - fertig. Man hätte die Drohne und die ein oder andere Flasche Wein also doch problemlos mitnehmen können ;).