Fazit

Eines können wir als Fazit ganz groß oben drüber schreiben: so eine chaotische Reise hatten wir noch nie :). Alles war anders geplant, alles ist anders gekommen und alles wurde zig mal umgeworfen. Auch eine schöne Übersichtskarte unserer Route gibt es nicht, da wir das totale Chaos zusammengefahren sind, immer hin und her und ständig für 2, 3 Tage zu Hause waren. Tja, auch uns hat Corona eben nicht ganz verschont. Trotzdem haben wir es geschafft knapp 6 Monate zu reisen und eine tolle Zeit zu haben. Und sogar ein paar neue Länder haben wir kennengelernt, waren in Slowenien, England und Schottland. Also dann los, der Versuch eines Fazits zur Chaos-Reise:

Griechenland, Herbst 2020
Griechenland, Herbst 2020

Unsere Reiseziele

Wir hatten ja nicht wirklich eine Wahl in diesem Jahr, in Anbetracht der Umstände war es aber auf jeden Fall richtig in Europa zu bleiben. So waren wir voll flexibel, konnten uns schnell neuen Corona-Maßnahmen anpassen, einfach die Länder wechseln und hatten immer die Möglichkeit mal schnell zu Hause vorbeizuschauen. In der Summe haben uns die Restriktionen auch kaum eingeschränkt, wie erwartet hat man in den meisten Ländern eigentlich kaum etwas davon gemerkt.

In Deutschland, Italien, Kroatien und Griechenland haben wir zwar einige neue Ecken besucht, an sich kannten wir uns in diesen Ländern aber ja bereits gut aus. Immerhin waren Slowenien und UK Neuland für uns und wir freuen uns, zwei weitere Häkchen an unsere Reise-Liste setzen zu können. Gefallen haben uns beide sehr gut, insbesondere England hat uns positiv überrascht und war viel spannender als erwartet. 

Auch auf unserer dritten Langzeitreise haben wir keinerlei negative Erfahrungen gemacht was das Thema Sicherheit angeht, wir wurden nie ausgeraubt, hatten keine Unfälle oder andere unschöne Situationen. Auch einen Arzt oder ein Krankenhaus mussten wir nicht besuchen, auch wenn Zoé auf dieser Reise wirklich Pech hatte, erst ist sie mehrfach heftig gestürzt (teilweise aus dem Womo raus), dann wurde sie 2x von einer Wespe gestochen, hat sich den Magen verdorben und hatte eine Fischgräte im Hals stecken :/. Glücklicherweise konnten wir alles ohne einen Arztbesuch versorgen. 

Die Camping-Infrastruktur war von Land zu Land verschieden, in der Summe sind wir aber gut zurecht gekommen. Unser Duschzelt wurde rege genutzt, für Frischwasser haben wir mittlerweile ein recht gutes Auge entwickelt. Einzig die Entsorgung ist nicht immer einfach, in UK war das sogar ein wirklich schwieriges Thema. Ggf. sollten wir hier noch einmal über andere Möglichkeiten nachdenken um noch autarker zu werden. Freistehen war idR kein Problem, dank Corona und Nebensaison waren aber auch die Camps recht leer und günstig. 

Alles in allem haben wir versucht das Beste aus der aktuellen Situation zu machen, wollten eine schöne Zeit zu Viert verbringen, ein bisschen was sehen und erleben und das alles bei möglichst schönem Wetter. Und das ist uns auch gelungen, auch ohne bahnbrechende Abenteuer. 

 

Und das Wetter?

Da hatten wir diesmal mehr Glück, als auf unserer letzten Europa-Tour. In Deutschland, Italien und Slowenien war es sommerlich heiß, auch in Kroatien konnten wir Anfang Oktober noch im Meer baden gehen (schade waren hier nur die Regentage über Zoé´s Geburtstag). Selbst in England erlebten wir eine Hitzeperiode, zu Schottland hat der Regen irgendwie dazu gehört. Und in Griechenland war es in diesem Jahr deutlich wärmer als im November vor 2 Jahren, was uns den Lockdown definitiv versüßt hat!

 

Reisen zu Viert

Tatsächlich empfanden wir das Reisen zu Viert als deutlich anstrengender als das Reisen zu Dritt. Den Satz "das Zweite läuft halt so mit" können wir nicht wirklich unterschreiben... Wir hatten uns recht schnell eingespielt, entwickelten schnell einen Rhythmus zu Viert im neuen Van und unsere beiden Mäuse sind wirklich einfach zauberhaft - trotzdem blieb es bis zuletzt nicht immer easy. Hatte man mit einem Kind noch immer mal eine Auszeit, wenn der Partner das Kind übernahm, so gab es nun praktisch garkeine Pausen mehr. Stattdessen erhöhte sich der Arbeitsaufwand beim Wäsche waschen, Essen zubereiten und hinterherräumen enorm. Für unseren breifreien Essanfänger musste regelmäßig salzfreies Brot gebacken und Gemüse gedünstet werden, Zoé wollte gern den Granatapfel geschält und die Saftschorle gemischt haben, Jan auch mal ein kinderunfreundliches Steak essen, ich einen Schokokuchen mit Zucker und Schokolade - ihr wisst was ich meine. Das Packen des Rucksacks vor einer gemeinsamen Wanderung kam plötzlich einem kleinen Umzug nahe, selbst wenn wir nur schnell ins Restaurant gingen schleppte ich gefühlt eine 5 kg Tasche mit. Wickelsachen, Lätzchen und Trinkbecher für Lenia, Malbuch, Stifte und Ersatzshirt (irgendwas fiel immer um) für Zoé. Ach und falls es frisch wird noch für jeden ein Jäckchen... und eine Sonnencreme wenn wir draußen sitzen.... und einen Schnulli falls Lenia weint... und Zoés Kinderkamera, sonst motzt sie... und noch ein Deckchen, falls Lenia einschläft... und...und...und.

Unser Reisetempo verringerte sich noch einmal etwas mehr, Barbesuche am späten Abend, Museen oder Events ließen wir vorerst sein. Trotzdem erlebten wir natürlich auch zu Viert viele schöne Dinge, Outletmalls und Restaurantbesuche klappten super, wir gingen Wandern und ins Schwimmbad, besuchten Höhlen und machten Schifffahrten. Auch Stadtbesichtigungen klappten prima, irgendetwas Kinderfreundliches und Spannendes gab es immer zu entdecken. Unser liebstes Ritual wurde jedoch wieder das gemeinsame Picknick auf unserer Decke im Grünen. Zu Viert machte es noch viel mehr Spaß die Welt mit Kinderaugen neu zu entdecken, wir freuten uns über jeden Spielplatz, Springbrunnen, Zauberlehrpfad und vorallem jedes Kätzchen am Wegesrand. 

Was das Fahren angeht war es am einfachsten für uns abends zu fahren wenn beide Kinder schliefen. Tagsüber legten wir die Fahrzeiten auf Lenias Schläfchen, Zoé hatte einen faltbaren Autotisch mit Malsachen, Büchern und Spielfiguren an ihrem Platz, dazu Hörbuch über Kopfhörer. Das klappte zum Glück sehr gut, wenn Lenia aufwachte mussten wir jedoch recht zügig nach einem Plätzchen Ausschau halten, lange hatte sie dann keine Lust mehr im Autositz zu bleiben.

Dank des großzügigen Stauraums im neuen Van hatten wir für jedes Kind eine eigene große Spielkiste dabei, im Nachhinein war das fast schon zu viel. Zoé nutzte am häufigsten ihre Malsachen, das Sandspielzeug, den Faltdrachen, die Knete und ihre Hörbücher. Und die Pixiebücher, aus denen wir jeden Abend vorlasen. Lenia brauchte eigentlich nur eine Rassel, Gummitiere und einen Beißring. Am liebsten spielten alle beide mit unserer Familienhängematte, schaukelten und chillten darin, nicht selten schlief eines der Kinder auch darin ein. Für Lenia hatten wir eine Trage und einen faltbaren Buggy dabei, beide Kids hatten Camping-Hochstühle und auch eine aufblasbare Badewanne war wieder mit an Bord - zusammen mit dem Babyphone alles sehr wichtige Dinge. Das Buggyboard und das Planschbecken nutzten wir dagegen kaum. 

Wir lernten immer mal wieder andere Kinder in Zoés Alter kennen mit denen sie spielte und eine tolle Zeit hatte, in der Summe waren es ihr aber zu wenig soziale Kontakte zu Gleichaltrigen. Viel zu oft mussten wir uns nach wenigen Tagen schon wieder verabschieden weil wir getrennte Wege gingen - für eine 4-jährige nicht immer einfach.

 

Organisatorisches

Außer den neuen Van rechtzeitig fertigzustellen und zu packen mussten wir praktisch garkeine Vorkehrungen treffen. Da wir nie so wirklich weit von zu Hause entfernt waren, war es kein Problem unsere diversen U- und Impftermine dort wahrzunehmen, um Visa oder ähnliches mussten wir uns nicht kümmern. Es war überall so wenig los, dass wir selbst die Fähren nach Griechenland oder UK nur 1-2 Tage im Voraus buchten. Das einzig Organisatorische was anfiel war das regelmäßige Updaten über die Corona-Restriktionen. Was ist erlaubt und was nicht, wo ist Risikogebiet, wo bräuchten wir einen Test, wo müssten wir in Quarantäne, welche Grenzen dürfen wir überschreiten usw. Da hier jedes Land seine eigene Suppe kochte und alles sehr dynamisch war, eine ziemlich aufwendige Recherche.

Navigiert wurde auch auf dieser Reise wieder mit Googlemaps, Übernachtungsplätze fanden wir meist über die App Park4night. Das hilfreichste Camping-Equipment war unser Wasserkessel, das Duschzelt, die Hängematte, das flexible Sonnensegel, der Omnia Ofen und der handliche Tischgrill. Und Tatj´s kuscheliger Onesie - einfach unschlagbar für kühle Campingabende im Herbst :).

 

Finanzen

Auch diese Auszeit konnten wir mit Elternzeit ermöglichen, finanziert haben wir sie mit unseren monatlichen Elterngeld-Bezügen. Die Fixkosten zu Hause haben wir einmal mehr auf 0 heruntergefahren, also Autos abgemeldet, Bausparverträge lahmgelegt etc.. Monatliche Spaß-Ausgaben wie Netflix, Prime, Zeitungsabos oder Fitnessstudios haben wir sowieso nicht. Für die knapp 6-monatige Reise haben wir zu Viert inkl. aller Nebenkosten 10.576 Euro gezahlt und damit unsere letzte Elternzeitreise noch einmal unterboten (und das, obwohl wir eine Person mehr sind!). Ein Grund ist sicherlich, dass wir auf dieser Reise ausschließlich mit dem Camper in Europa unterwegs waren, d.h. es fielen keine Flugkosten oder Mietwägen an. Auch Visa oä waren kein Thema und wir sind nur ein einziges Mal auf ein AirBnB ausgewichen. Ansonsten setzen sich die Kosten wie folgt zusammen:

 

Für Übernachtungen haben wir insg. 1.511 EUR ausgegeben (inkl. einem AirBnB in Kroatien) was einem durchschnittlichen Übernachtungspreis von 9,94 EUR ergibt. Hier liegen wir tatsächlich etwas über dem Übernachtungspreis von der letzten Reise, was sicherlich der langen Zeit in Kroatien  (hier ist freistehen oft schwierig und Camps sind verhältnismäßig teuer) und dem Lockdown in Griechenland geschuldet ist (hier saßen wir ja wochenlang auf einem Campingplatz fest).

 

Einkäufe jeglicher Art (Lebensmittel, Drogerieartikel, kleine Spielsachen für die Kids, Handykarten etc.) beliefen sich auf 3.667 EUR. Überraschenderweise haben wir im Schnitt somit etwas weniger als beim letzten Mal ausgegeben, und das obwohl wir eine Person mehr sind! Wieder ist uns deutlich bewusst geworden, wie günstig Lebensmittel in Deutschland sind, gerade im Vergleich zu Italien, Kroatien oder Griechenland.

 

Getankt haben wir gerade mal für 1.836 EUR, was zum einen an unserem langsamen Reisetempo, zum anderen an den derzeit sehr niedrigen Spritpreisen liegt. 

 

49 mal haben wir ein Restaurant oder Café besucht und hierfür für 4 Personen insgesamt 1.520 EUR ausgegeben (eine absolut lohnende Investition wie wir finden).

 

Der Punkt "Eintritte und Ausflüge" schlägt mit gerade mal 185 EUR zu Buche, wie gesagt haben wir auf dieser Reise keine Free-Walking Touren, Weinproben, Freizeitparks oä mitgenommen, lediglich ein paar Gondel- oder Bootsfahrten unternommen. Für Maut und Vignetten fielen 128 EUR an, Fährkosten nach UK und Griechenland sowie innerhalb Kroatiens beliefen sich auf 1.295 EUR und die Parkgebühren summierten sich auf 66 EUR (alles in UK). Für´s duschen zahlten wir 8 EUR, unsere Schmutzwäsche kostete uns 76 EUR und das regelmäßige Van-Reinigen 17 EUR. 

Naja, bleiben eine 200 EUR Angelstrafe und 67 EUR für den Abschleppdienst, der uns in UK aus dem Matsch gezogen hat, müssen auch irgendwo verbucht werden.... :/. Die sonstigen Kosten belaufen sich somit auf 2.042 EUR.

 

Insgesamt haben wir uns diesmal nicht gerade in den preisgünstigsten Ländern Europas aufgehalten, allerdings haben wir definitiv vom corona-bedingten niedrigeren Preisniveau profitiert.

 

 

Und zum Schluss...

...danken wir wieder allen, die uns unterstützt haben, insbesondere unseren Familien! Wir haben das Beste aus diesem verrückten Jahr gemacht und uns die gemeinsame Familienzeit nicht nehmen lassen! Danke auch an all die vielen wunderbaren Menschen, mit denen wir abends am Lagerfeuer gesessen, gelacht, geredet oder Karten gespielt haben, und die sich so wundervoll mit unseren 2 Mäusen beschäftigt haben. Zoé sagt noch heute mindestens einmal wöchentlich "Klei mi ann mors" ;). Für uns wird es vorerst keine allzu langen Reisen geben, denn wir halten eine konstante Kindergarten-Phase für Zoé derzeit für sehr wichtig, ganz davon abgesehen kann man ja grad sowieso nichts planen. Das Reisen wird uns jedoch erhalten bleiben und es wird auf dieser Homepage sicherlich nicht zum Stillstand kommen, soviel ist sicher!