Irland 2022
Viele Menschen aus unserem nahen Umfeld lieben Irland. Und da auch wir grüne, unberührte Natur gerne mögen und es bereits UK geschafft hat all unsere Vorurteile über Bord zu werfen, waren wir besonders gespannt, was uns in Irland erwarten würde. Landschaftlich wurden wir absolut nicht enttäuscht - so viel Grün, so viele weiße Strände, raue Klippen, türkisfarbenes Meer, Seen und Flüsse - wunderschön! Auch tolle Freistehplätze inmitten dieser wilden Natur gab es zuhauf und fast täglich fanden wir eine Picknickbank mit traumhaftem Ausblick für unser Frühstück.
Leider gab es aber definitiv einige Punkte, die uns nicht so begeistert haben: generell empfanden wir das Land als sehr kinderunfreundlich. Niemand grüßte oder lächelte die Mäuse an, in Frühstückscafés wurden wir zurechtgewiesen als Lenia einfach nur aufstand und um ihren Stuhl herumlaufen wollte und in Pubs durften Kinder nach 17 Uhr erst garnicht mehr rein, was uns das Abendessen definitiv erschwerte. Der Punkt "Essen" ist auch schon der zweite Punkt, mit dem wir nicht so warm werden. Ständig Fastfood und zum Frühstück schon fettige warme Speißen ist einfach nicht unseres. Und um ganz ehrlich zu sein mögen wir auch kein Guinness, Tatj trinkt generell überhaupt garkein Bier... Das Wetter war wechselhaft, wir hatten stellenweise Glück, aber natürlich war es nicht so beständig wie beispielsweise im Mittelmeerraum. Klar, das wussten wir vorher, gehört aber trotzdem mit auf die Pro Con Liste. Es war generell ziemlich teuer (von all unseren Reisen hatten wir hier die teuerste Maschinenwäsche - satte 35 Euro verlangte der Automat der Self-Cleaning-Laundry für das Waschen und Trocknen unserer Schmutzwäsche!) und besonders schade fanden wir, dass die Carboot-Sale und Secondhand-Kultur hier nicht annähernd so ausgeprägt war, wie in England. Die Orte waren nicht so schnuckelig und liebevoll wie auf der Nachbarinsel und die Häuser sahen meist etwas heruntergekommen aus. Und spannenderweise sahen wir im ganzen Land nur sehr wenig Schafe, dafür aber jeden Tag riesige Kuhherden. Wir hatten eine tolle Reise durch Irland, doch ich denke nicht, dass wir unbedingt noch einmal wieder kommen müssen.
Dublin stand als erstes auf unserem Sightseeing-Programm, hat uns leider aber nicht sonderlich überzeugt. Es nieselte die vollen 2 Tage, die wir in der Stadt verbrachten, die Eintrittsgebühren waren überall so horrend, dass wir uns das Guinnesshouse, das Trinity College und die St. Patrick´s Cathedral nur von Außen anschauten und in jeder Gastro die wir besuchten, waren wir mit Kindern nicht willkommen. Das Castle hat uns nicht besonders beeindruckt und das Ausgehviertel mit der Temple Bar war noch geschlossen. Der einzig nette Programmpunkt war der Chimney Viewing Tower der Jameson Distillery von 1895, von welchem wir einen schönen 360 Grad Blick über die Stadt hatten. Abendessen im Pub durften wir ja auch nicht und generell nahm die Dichte an sonderbaren Gestalten am Abend so stark zu, dass wir uns doch nochmal ans Steuer setzten und hinaus in die Natur fuhren. Die Nacht an einem Kanal mit Hausbooten gefiel uns da schon deutlich besser und die Mädels fanden sogar noch französische Spielkameraden. In der Moorlandschaft Clara Bog ließ es sich herrlich über Holzbohlenwege spazieren und auch die Wicklow Mountains mit ihren Heidekrautlandschaften und Wasserfällen haben uns unfassbar gut gefallen, besonders der Wanderweg zu den St. Kevins Pools. Auf der Nore Pet Farm konnten die Kinder Traktor fahren, Tiere streicheln, ein Lamm mit der Flasche füttern und abends gab es auf Bestellung hausgemachte Pizza - ein absolutes Highlight! Alpakas, Rehe, Pferde, Strauße - es gab viel zu sehen, leider konnten wir nur 1 Nacht bleiben weil sich eine große Gruppe angemeldet hatte.
Kilkenny empfanden wir im Gegensatz zu Dublin als wirklich schön und auch das Schloss war hier sehenswert. In Cork besuchten wir den Marina Market in einer alten Industriehalle, in welcher sich viele Foodtrucks tummelten und in Crosshaven schauten wir uns den großen Yachthafen an. Der Wild Atlantic Ocean Way war im hiesigen Abschnitt dagegen eher eine Enttäuschung, da die vielen Höhenschranken uns zum durchfahren zwangen. Für uns nicht ganz verständlich, wieso man autarke Camper fern hält, es aber toleriert, dass viele junge Menschen in ihren Autos schliefen und ihre Notdurft mangels vorhandener Campingtoilette am Wegesrand verrichteten. Da würde man mit einer einheitlichen Park- oder Übernachtungsgebühr doch sicher viel mehr erreichen.
In den nächsten Tagen nutzten wir das trockene Wetter und gingen viel wandern, kletterten zu Wasserfällen oder spazierten Cliff-Walks entlang. An unseren Freistehplätzen in der Natur gab es fast immer eine alte Burgruine, einen verlassenen Friedhof, einen Leuchtturm oder an der Küste rauschende Blowholes und beeindruckende Klippen zu entdecken. Ab und an gingen Jan und die Kids sogar im Meer baden und wir verbrachten viel Zeit an diversen Stränden. In Ballydehob konnten wir sogar Seehunde beobachten und von unserem Übernachtungsplatz in Mizen Head sahen wir Delfine. Der Healy Pass auf der Beara Halbinsel war prinzipiell sehr schön, bot aber ebenfalls wenig Möglichkeiten zum anhalten, gleiches am Glenmore Lake. Ein echtes Highlight dagegen war der Killarney Nationalpark, in welchem wir mehrere Tage verbrachten, tolle Wanderungen unternahmen und am See picknickten. Der Ring of Kerry begeisterte uns wiederum nicht so sehr, da fanden wir die anderen Halbinseln schöner. Auf der Scenic Road zum Gap of Dunloe durch das Black Valley schwitzten wir Blut und Wasser - zwar war die Natur unbeschreiblich schön, doch für Vans war diese Strecke wirklich nicht gemacht, insbesondere am Wochenende nicht, wo hunderte Wandergruppen und Pferdekutschen unterwegs waren. Nächstes Ziel war die Dingle Peninsula. Auf den endlos langen Inch Beach durfte man sogar mit den Fahrzeugen direkt drauf fahren und die Kinder hatten viel Spaß im Sand direkt vor der Bustüre. Auch Dingle selbst wusste zu überzeugen: neben hübschen bunten Häusern und kleinen Lädchen gab es Bulmers in Dick Mack´s Pub, Burger im Dingle Pub und das beste Eis aller Zeiten bei Murphy´s (Schoko-Whiskey). Auf dem Slea Head Drive fanden wir einen Übernachtungsplatz direkt am Strand mit tollen Reise-Nachbarn und genossen das schöne Wetter. Ein ganz besonderes Highlight erwartete uns dann am Minard Castle: jedes Jahr am 29.08. treffen sich die hiesigen Gemeindemitglieder zu Ehren des heiligen St. John´s an einer Quelle, laufen 9x betend um diese herum und musizieren und singen anschließend gemeinsam. Zu dieser Zeremonie wurden wir eingeladen. Es war wirklich spannend und absolut beeindruckend das alles mitzuerleben, es wurde viel gesungen und junge Mädchen spielten Geige und Ziehharmonika. Trotzdem müssen wir sagen, dass man auch hier nicht allzu begeistert über die Anwesenheit unserer Kinder war und das diese grundtraurige melancholische Stimmung und die ständigen "Früher war alles besser"-Liedtexte auch nicht unbedingt unser Ding sind.
Die Cliffs of Moher boten ein durchaus sehenswertes Visitor Center, einen spannenden Audioguide und wir durften sogar gegen Gebühr auf dem Parkplatz übernachten. Die Klippen an sich waren aber leider ziemlich langweilig, da haben wir unterwegs schönere gesehen - ganz ohne Eintritt. Viel sehenswerter war der Nationalpark "The Burren", in welchem wir auf Zoé´s Wunsch den als "heavy difficult Trail“ gekennzeichneten Wanderweg liefen (oder besser gesagt kletterten) - eine mega tolle Wanderung, die die Kids super gut mitgemacht haben! Die nächsten Tage wurde viel geangelt, die Kylemore Abbey und der Conamora Nationalpark standen auf dem Programm und Jan versuchte trotz strömendem Regen zur Omey Island zu laufen, die bei Ebbe prinzipiell mit dem Auto erreichbar war. War uns bei dem ganzen Matsch aber zu riskant. Am nächsten Tag erklomm er sogar noch den Tafelberg Benbulben und alle gemeinsam liefen wir im Glenveagh Nationalpark 8 Km durch blühende Heidelandschaft zum Castle mit seinen exotischen Gärten - 2 tolle Wandertage!
Kurz darauf erreichten wir Nordirland. Das Dunluce Castle und die Titanic Experience in Belfast sind unserer Meinung nach als besonders positiv hervorzuheben, ebenso die Fast Ferry mit Spielzimmer für die Mädels, die uns zurück nach England brachte. Nicht so überzeugend fanden wir den Giant´s Causeway, der einfach wieder viel zu teuer und übertrieben vermarktet wurde.
Spannende Abschlussanekdote: zurück in Nordirland hoben wir am Automaten Bargeld ab, da wir hier ja wieder Pfund benötigten und noch einige englische Flohmärkte auf der Nachbarinsel besuchen wollten. Wir wunderten uns über die Farbe und den Aufdruck "Bank of Danske" und hakten nach: es handelte sich zwar um offizielle Pfund-Noten und nicht wie befürchtet um Falschgeld, allerdings waren diese nur in Nordirland gültig und mussten auf der britischen Nachbarinsel nicht akzeptiert werden. Na prima.... :-/ Ein weiterer Punkt, der uns einige Nerven kostete und nicht wirklich positiv zu unserer Irland-Experience beitrug...