Was ist geplant?
Endlich ist sie da - die lang ersehnte Möglichkeit einer ersten großen Reise. Wie lange haben wir sie herbeigesehnt, wie lange haben wir für solche Momente gespart und Pläne geschmiedet. So viele Möglichkeiten stehen uns plötzlich offen - 7 Kontinente stehen zur Wahl und 14 Monate Elterngeld. Trotz der vielen Optionen sind die ersten Überlegungen schnell getroffen; U-Untersuchungen unseres Babys, Hochzeiten von Freunden, Sicherheitsrisiken vor Ort und die Jahreszeiten machen die Entscheidung leichter. Und dann ist er da - der erste grobe Plan. Viele Wochen haben wir ihn auf uns wirken lassen, haben mit Freunden, Familie und Einheimischen vor Ort gesprochen, haben Bücher und Berichte von anderen Elternzeitreisenden gelesen. Reiseführer wurden gewälzt, Landkarten angestarrt. Nun steht fest: von Mitte Mai 2017 bis Mitte November 2017 bereisen wir mit unserem Jolly Sprinter 6 Monate die USA und Kanada. Jolly wird von Hamburg auf dem Seeweg vorausgeschickt, wir kommen einige Tage später per Flugzeug nach. In Baltimore treffen wir uns wieder und starten von hier unsere Reise - einmal im Kreis durch die USA, vorbei an allen Plätzen die uns gefallen und interessieren, ausgespart werden lediglich die Hurricanegebiete und die Orte, die wir bereits kennen. 2 Schlenker durch Kanada wird es ebenfalls geben, einmal an der Ostküste und einmal an der Westküste. Und wenn die Zeit ausreicht parken wir unseren Jolly bei Bekannten in San Francisco und fliegen für 2-3 Wochen hinüber nach Hawaii - quasi als Urlaub vom Reisen :).
Ein grober Plan
Die ersten Schritte
Die ersten Schritte bestanden eigentlich aus dem Sammeln von Ideen, Hinweisen und Gedanken sowie dem Anlegen von To-Do-Listen. Für eine solche Reise gab es doch einiges mehr zu beachten als für einen 3-Wochen-Urlaub. Mit welchen klimatischen Bedingungen haben wir es vor Ort zu tun, wie bleiben wir für unsere Familien telefonisch & per Skype erreichbar und wie navigieren wir am geschicktesten? Dann der ganze organisatorische Aufwand - das Verschiffen des Wohnmobils, Zoll, Visa und Papiere, der erste Flug mit unserem Baby, Ferienwohnung und Mietwagen für die ersten Tage. Geeignetes Kartenmaterial sowie Auflistungen von Campingplätzen und Stateparks mit Übernachtungsmöglichkeiten mussten gefunden werden, Adressen von Kinderärzten und weiteren Notfallkontakten eruiert werden. Ständig kamen neue Fragen auf: wie sind wir vor Ort eigentlich haftpflicht- und krankenversichert? Müssen wir in den amerikanischen ADAC eintreten? Und hilft der uns dann auch in Kanada? Wie verhalten wir uns im Schadensfall am Wohnmobil? Welche Ersatzteile müssen wir mitnehmen und was gibt es vor Ort? Ist es günstiger unsere Autos zu Hause während der Reise abzumelden? Passen unsere Gasflaschen und Stromanschlüsse an die US-Anschlüsse? Was am Wohnmobil muss alles erweitert, aufgerüstet und umgebaut werden? Welche Anforderungen werden für die Verschiffung an unser Wohnmobil gestellt? Und wie sieht es eigentlich mit der Baby-Versorgung vor Ort aus - welche Milchpulver- und Gläschen-Sorten gibt es in den USA, benötigen wir einen Buggy und falls unser Kind während der Reise aus seinem Baby-Maxi-Cosi herauswächst - passt der in den USA dann neu erworbene Kindersitz auf den deutschen Isofix-Anschluss? Apropos Baby - wo schläft das eigentlich? Und wo wird es gewickelt? Fragen über Fragen und kein Ende in Sicht - wie gut das wir früh genug mit den Planungen begonnen haben :).
Etwas schade war der unerwartete Gegenwind, der uns aus einigen Teilen unseres Freundes- und Bekanntenkreises entgegen schlug. Leider fiel schnell auf, dass insbesondere diejenigen, die selbst noch nie mehr als einen Mallorca-Pauschalurlaub gemacht haben, diejenigen, die uns am wenigsten kannten und diejenigen, die selbst noch nie in den USA waren, die lauteste Meinung zu unserer Reise hatten. Schnell entschlossen wir uns mit diesen Menschen garnicht mehr über unsere Reisepläne zu sprechen, sondern einfach nur zu lächeln wenn jemand etwas sagte. Schade war es jedoch trotzdem, dass es vielen so schwer fiel einfach mal etwas über ihren Tellerrand hinaus zu schauen...
Und weiter geht´s mit der Planung...
Nun wurde es langsam ernst - wir hatten uns als 3er-Team eingespielt und als kleine Familie unseren eigenen Rhythmus gefunden. Unsere ganzen Gedanken, Notizen und zusammengetragenen Unterlagen aus dem vergangenen Jahr hatten wir in einer übersichtlichen Word-Datei zusammengefasst - nun konnten wir loslegen. Als erstes machte Jan sich daran unser Wohnmobil für 3 Personen umzubauen. Der Beifahrersitz wurde gegen eine Doppelsitzbank mit Kindersitz ausgetauscht, im Wohnraum wurden weitere Staumöglichkeiten und Fächer hinzugefügt. Für Zoé wurden ein Campinghochstuhl, ein faltbarer Buggy, eine Reisewickelmöglichkeit, eine aufblasbare Badewanne und diverse weitere praktische Kleinigkeiten angeschafft, für die Großen gab es handlichere Campingmöbel, eine Familienhängematte und ein Kajak. Tatjana stellte sich derweil der Herausforderung biometrische Passbilder von Zoé anfertigen zu lassen und beantragte einen Reisepass für sie (immerhin musste Zoé noch keine Fingerabdrücke abgeben...). Im nächsten Schritt kümmerten wir uns um das Visum, was sich als etwas komplizierter als gedacht herausstellte. Da wir länger als 90 Tage in den USA bleiben wollten benötigten wir ein B2-Touristen-Visum, welches uns einen Aufenthalt für 180 Tage pro Einreise erlaubte. Hierfür mussten wir zuerst online für jeden Reisenden ein sogenanntes DS-160 Formular (ähnlich dem Esta-Antrag) ausfüllen und ein biometrisches Passbild von jedem hochladen. Leider benötigte man hierzu ein Passbild nach US-Richtlinien, also brachen wir die Antragsprozedur erstmal ab um am nächsten Morgen von uns allen noch einmal einen Satz Verbrecher-Fotos im Format 5cm x 5cm erstellen zu lassen. Nachdem anschließend alle Formulare vorschriftsgemäß ausgefüllt und die Fotos hochgeladen waren, wurden wir auf eine andere Homepage weitergeleitet, auf welcher wir die Visagebühren per Sofortüberweisung begleichen mussten. Mit der Zahlungsbestätigung ging es dann auf eine letzte Seite, auf welcher wir den Termin für unser persönliches Interview auf dem Konsulat in Frankfurt vereinbarten. Hierfür bereiteten wir uns richtig gut vor und stellten ein ganzes Paket an Unterlagen zusammen aus welchen hervorging was wir geplant hatten, dass wir uns das finanziell leisten konnten und vorallem, dass wir wieder planten nach Hause zu kommen (Mietvertrag, Arbeitsverträge, Kontoauszüge, Elternzeitbestätigungen, Fahrzeugpapiere, Fotos vom Fahrzeug und unserer geplanten Route etc.). Der Termin war dann ein Klacks - mit Zoé auf dem Arm wurden wir an jeder Schlange vorgewunken, passierten problemlos die Sicherheitskontrollen, mussten an 4 unterschiedlichen Schaltern unsere Pässe vorzeigen und unsere Fingerabdrücke abgeben und das war´s dann auch schon - die einzige Frage die uns gestellt wurde war, wieso wir länger als 90 Tage bleiben wollten (Antwort: Weil wir länger frei haben...) - dann war unser Visum auch schon genehmigt. Die ganze Aktion hat keine 20 Minuten gedauert :). Nun konnten wir uns mit der Verschiffungsagentur Seabridge in Verbindung setzen und die Verschiffung unseres Wohnmobils festzurren. Ein Formular mit den Fahrzeugdaten, zwei kurze Formulare für den Zoll, eine Kopie von Reisepass und Fahrzeugschein - und schon war auch das erledigt. Am 18. April würde Jan unseren Jolly Sprinter nach Hamburg fahren, am 15. Mai würden wir ihn in Baltimore wieder entgegen nehmen können. Seabridge schickte ein ganzes Paket an Wegbeschreibungen, Unterlagen, Hoteltipps usw. mit - ein wirklich praktischer Service! Auch ein erstes Gespräch mit dem Kinderarzt über Zoé´s U-Untersuchungen und Impfungen während der Reise verlief positiv. Und eine Freundin aus Seattle würde uns eine Telekom-SIM-Karte für unser Handy besorgen und uns diese per Post zusenden. Zu guter Letzt besorgten wir uns noch etwas Lesestoff wie beispielsweise den sehr empfehlenswerten Ratgeber "Fliegen mit Baby und Kleinkind" und nutzten die kalten Januarabende zum Schmökern.
Flüge, Wohnung, Mietwagen, Versicherungen & Co.
Schon wieder war ein Monat um - die Zeit rannte uns viel zu schnell davon... Unserem selbstgesteckten Zeitplan hinkten wir bereits ordentlich hinterher :-/
Jan´s Elternzeit und Elterngeld wurden nun final genehmigt (was jedoch nur noch eine Formsache war) und in der ersten Februarwoche erhielten wir unsere Reisepässe mit den Visa zurück. Sogleich machten wir uns an das Buchen der Flüge. Hauptvoraussetzung war für uns eine Direktverbindung und die Möglichkeit ein Baby Bassinet für Zoé zu buchen. Condor gestattete dieses Bassinet nur bis zu einem Alter von 6 Monaten, so flog die Direktverbindung nach Baltimore recht schnell aus dem Rennen. Das beste Angebot kam schlussendlich von Lufthansa. Am Dienstag, den 09.05. würden wir um 10:30 Uhr in Frankfurt starten, für uns gab es mehr Beinfreiheit in der vordersten Sitzreihe und für Zoé ein gemütliches Baby-Bettchen. Mittags um 13:30 Uhr Ortszeit würden wir in der amerikanischen Hauptstadt landen. Zurück würde es Anfang November ebenfalls wieder von Washington D.C. aus gehen, da wir noch nicht einschätzen konnten ob Zoé bis dahin von der Körperlänge her noch in das gebuchte Baby-Bettchen passen würde, gönnten wir uns für den Rückflug Sitzplätze in der ersten Reihe der Premium Economy. Sollten wir Zoé auf den Schoß nehmen müssen, hätten wir hier immerhin einiges mehr an Komfort und Platz.
Nach der Landung hatten wir nun eine ganze Woche Zeit um uns zu akklimatisieren und um uns an die Zeitverschiebung zu gewöhnen. Unser Wohnmobil würden wir erst am Montag darauf abholen und für Dienstag den 16.05. war der Beginn der großen Reise geplant. Zuerst buchten wir einen Mietwagen für die Zeit in Washington D.C.. Das klappte wie immer prima und unkompliziert, entgegennehmen würden wir ihn am Flughafen und abgeben konnte Jan ihn montags in der Nähe des Hafens, wenn er das Wohnmobil abholen würde. Auch ein Kindersitz ließ sich problemlos reservieren. Nun galt es eine Unterkunft für die erste Woche zu finden. Airbnb war hier wie immer unsere erste Wahl, nur die Auswahlkriterien hatten sich geändert... neben einer kinderfreundlichen, ruhigen Nachbarschaften legten wir Wert auf einen großen Esstisch, Waschmaschine und Trockner, ein großes Familienbett, einen Parkplatz auf dem Grundstück und generell eine halbwegs kindersichere Wohnung ohne Glastische, Wendeltreppen oder Granitböden. Schnell stellte sich heraus, dass wir so etwas in unserem Preissegment nicht in der Hauptstadt finden würden. Kurzerhand wichen wir in das nahegelegene Annapolis direkt am Meer, genaugenommen in den Stadtteil Edgewater, aus. Hier fanden wir eine schöne große Wohnung mit allem was wir uns gewünscht hatten. Unser Vermieter James machte einen sehr netten Eindruck und wir freuten uns bereits ihn persönlich kennenzulernen.
Unsere Freundin aus Seattle hatte uns zwischenzeitlich unsere Telekom-SIM-Karte gekauft und aktiviert und würde diese direkt zu James senden, damit wir gleich zu Beginn der Reise mobil erreichbar sei würden.
Die größten Punkte waren somit erst einmal abgehakt. Nun folgten einige kleinere Dinge wie das Verlängern von Jan´s internationalem Führerschein und das Buchen eines Escort-Services für den Hafen in Baltimore. Das Hafengelände durfte ohne einen zertifizierten Begleiter nicht betreten werden und das aus deutscher Hand organisierte Angebot von Seabridge erschien uns deutlich überteuert. So machten wir uns auf die Suche nach einer US amerikanischen Agentur und wurden recht schnell fündig. Per Email organisierten wir einen Termin und erhielten nur wenige Stunden später eine Bestätigung. Geplant war nun, dass Jan am Montag Morgen zeitig von Annapolis nach Baltimore fahren würde um unseren Mietwagen abzugeben, anschließend mit dem Taxi zum Spediteur Pride International fahren würde um die Papiere zur Entgegennahme unseres Campers zu erledigen und sich dort mit dem Escort Service von American Ship Service treffen würde um gemeinsam zum Zoll zu fahren und das Wohnmobil entgegen zu nehmen. Hoffen wir mal, dass das alles auch so klappt ;).
Jan begann dann schonmal unser Wohnmobil auf die US-Gegebenheiten umzurüsten. Zuerst baute er einen Adapter für die Gasflaschen ein, vor Ort würden wir uns dann bei Walmart eine Gasflasche kaufen und diese anschließen. Unsere deutsche Gasflasche dürfte bei der Verschiffung aus Sicherheitsgründen sowieso nicht im Wohnmobil bleiben. Anschließend installierte er einen Trafo, der die amerikanischen 110 Volt in unsere 220 Volt konvertieren würde. In der hinteren Schiebetür tauschte er den Zylinder aus damit wir den Wohnbereich für die Verschiffung komplett verschließen konnten (einen Schlüssel für die Fahrerkabine mussten wir ja mit abgeben damit die Hafenmitarbeiter den Camper auf das Schiff fahren konnten). Zu guter Letzt besorgte er noch einen Satz Ersatzkennzeichen für die Überfahrt, da wir gehört hatten, dass ausländische Kennzeichen immer mal wieder gern als Souvenir abgeschraubt und geklaut wurden.
Tatj machte sich in der Zwischenzeit daran einen ersten Entwurf unserer Packliste anzufertigen und erstellte ein kleines Kochbüchlein mit Wohnmobil-freundlichen Gerichten (auch für unseren neu erworbenen Omnia-Camping-Backofen).
Zu guter Letzt schrieben wir noch 4 Versicherungsagenturen an und ließen uns Angebote für eine Kfz-Haftpflichtversicherung erstellen. Das beste Angebot kam von Thum Insurance, die auf internationale Kundschaft, die mit ihrem eigenen Fahrzeug durch's Land reisen, spezialisiert waren. Zwei kleine Formulare und schon war auch dieser Punkt abgehakt.
Langsam wird es ernst...
Zu Beginn des Monats bekam Jan seinen Urlaub für den 18.04. genehmigt, an diesem Tag würde er unseren Jolly Sprinter nach Hamburg fahren. Der Flixbus für die Rückfahrt war schnell gebucht und somit war auch dieses Thema abgehakt. Gemeinsam stellten wir die Packliste fertig und markierten was mit dem Womo verschifft werden sollte und was wir in unseren Koffern mit nach Washington nehmen würden.
Der nächste Punkt auf der Liste waren diverse Arzttermine. Jan und Tatjana brachten all ihre jährlichen Routineuntersuchungen hinter sich und für Zoé vereinbarten wir die letzten Impf- und U-Termine für April. Mit dem hessischen Kindervorsorgezentrum klärten wir unser Vorgehen bei der U6 Untersuchung für Zoé, zu deren vorgegebenem Zeitpunkt wir nicht in Deutschland sein würden. Leider war man was einen Nachholtermin 2 Wochen später anging etwas unkulant, es sollte jedoch kein Problem sein die Untersuchung in den USA durchführen zu lassen und eine Bestätigung nach Hause zu senden.
Jan besorgte uns anschließend schon einmal den Nationalpark-Jahrespass für Kanada, der in diesem Jahr aufgrund eines Jubiläums kostenfrei war 😊. Währenddessen verglich Tatjana verschiedene Auslandskrankenversicherungen und wir entschieden uns für das Angebot der SDK-Versicherung, die nicht nur bei Preis-Leistung überzeugen konnte, sondern auch sehr gut im großen Stiftung Warentest abgeschnitten hatte (Update: Warum können wir leider nicht nachvollziehen, wir würden diese Versicherung nicht empfehlen!)
Nun widmeten wir uns unserem Jolly Sprinter - misteten alles aus, schrubbten den gesamten Bus, wischten jedes Fach und Eck aus, spülten das gesamte Küchenequipment, wuschen die Bettsachen durch und sortierten alles neu und übersichtlich ein. Nun konnte es an die Testläufe gehen. Wir fingen klein an - mit einer Rundfahrt am Sonntag Nachmittag. Zoé fand es prima zwischen uns auf der Vorderbank zu sitzen und schlief direkt ein. Als nächstes folgte eine Übernachtung im Wohnmobilbett - auch diese verlief wie geplant. Guter Dinge wagten wir uns am ersten schönen Frühlingswochenende nach Heidelberg zu einem Probe-Wochenende und wurden nicht enttäuscht - Zoé machte alles prima mit, das Baby-Camping-Equipment hielt was es versprochen hatte und wir hatten viel Spaß zu Dritt 😊.
Die letzten Vorbereitungen
Unglaublich - der letzte Monat vor unserem Abflug stand vor der Tür, bald würde es tatsächlich losgehen! Zoé brachte ihren letzten Impftermin und ihre letzte U-Untersuchung tapfer hinter sich und Jan erledigte noch einige kleinere Busarbeiten wie beispielsweise die Reparatur unseres Tisches. In der Zwischenzeit las Tatj schonmal ihre Bücher über Baby´s Entwicklung für das nächste halbe Jahr vor und machte sich Notizen, damit wir diese nicht auch noch alle mitschleppen mussten. Generell hatte sich das Reisen und die Reisevorbereitung mit Zoé bislang als viel einfacher herausgestellt wie anfangs erwartet. Über viele Dinge hatten wir uns im Januar bei der ersten Detailplanung völlig umsonst den Kopf zerbrochen, wie beispielsweise über die Themen Kindersitz, Kinderwagen oder Babynahrung. Zoé war passgenau mit ihren jetzigen 7 Monaten aus der Kinderwagenwanne und der Maxi Cosi Schale heraus gewachsen, somit konnten wir beides getrost zu Hause lassen und packten nur den handlichen, faltbaren Reise-Buggy sowie den Folge-Kindersitz ein. Da Zoé weiterhin gestillt wurde erübrigten sich die Fragen nach Fläschchen-Sterilisation im Flieger oder der Mitnahme von heißem Wasser auf langen Wanderungen. Brei hatten wir garnicht erst eingeführt, sondern uns direkt für "Baby-led-weaning", also der Teilnahme am Familienessen entschieden. Das klappte noch viel besser als wir zu Träumen gewagt hatten und Zoé aß glücklich gemeinsam mit uns am Tisch große Portionen Nudeln, Gemüse-Pancakes, Obst, Käsebrote usw. Somit musste Tatj sich auch nicht mit den Inhaltsstoffen der amerikanischen Breigläschen auseinandersetzen.
Als nächstes stand ein Großeinkauf im Drogeriemarkt und in der Apotheke an; Baby-Sonnencreme, Mückenschutz & Co. mussten ab dem ersten Reisetag zur Verfügung stehen, aber auch Kontaktlinsen oder tägliche Mineralientabletten mussten für 6 Monate auf Vorrat besorgt werden.
Nachdem wir eine spannende Dokumentation über eine lange Motorradtour durch die USA gesehen hatten, modifizierten wir noch etwas unsere Route und setzten uns mit einigen Leuten zusammen, die uns auf unserer Reise besuchen wollten. Mit Tatj´s Eltern erarbeiteten wir einen schönen 3-wöchigen Roadtrip an der Westküste der USA, wo wir im September gemeinsam von San Francisco nach Las Vegas fahren würden. Und mit ihrer Schwester und deren Verlobten mieteten wir uns für Oktober ein Haus in New York und planten noch einen kurzen Abstecher in die Spielerstadt Atlantic City.
Dann wurde es ernst - über das lange Oster-Wochenende packten wir unseren Jolly Sprinter und bereiteten ihn für die 3-wöchige Überfahrt vor. Alles musste seefest verzurrt werden, Wasser wurde entleert und Gasflaschen entfernt. In der Nacht auf Dienstag machte Jan sich um 2 Uhr nachts auf den Weg nach Hamburg, um unseren Camper dort früh am Morgen auf das Frachtschiff verladen zu lassen. Der Papierkram und die Zollabnahme waren schnell erledigt, zu guter Letzt wurden noch die Sitze mit Folie abgedeckt, Kennzeichen abgeschraubt und kontrolliert, ob der Tank max. 1/4 gefüllt war. Anstrengend war nur die lange Rückfahrt mit dem Flixbus :/. Die ersten schlechten Nachrichten ließen leider nicht lange auf sich warten - aufgrund einer Schlechtwetter-Front hatte unser Schiff bereits 4 Tage Verspätung, die Reederei versprach Gas zu geben, rechnete derzeit aber trotzdem damit, dass wir unseren Camper erst 2 Tage später als geplant in Empfang nehmen können würden. Somit verlängerten wir unseren Mietwagen und unsere Wohnung in Edgewater um 2 Tage und hofften, dass es nicht zu noch mehr Verzögerungen kommen würde. Ende April veranstalteten unsere Familien noch ein schönes Abschiedsfest für uns und wir verabschiedeten uns mit Kuchen und Windbeuteln von den Arbeitskollegen (Jan) und den Mamis aus Pekip & Krabbelgruppe (Zoé & Tatj).
In 1 Woche würde es losgehen. Die letzten Tage würden wir zum Koffer packen, Autos abmelden und Freunde verabschieden nutzen, außerdem mussten die letzten Lebensmittelvorräte aufgebraucht, das Gefrierfach abgetaut, die Pflanzen abgegeben und die restliche Wäsche gewaschen werden. Jan's Bruder bekam die Verantwortung für unsere Post übertragen und unsere Eltern jeweils einen Notfall-Schlüssel. Nun konnte das Abenteuer beginnen :D.