Italien (28.11.2018 – 10.12.2018)

Und dann waren wir in Italien. Wer uns kennt der weiß, dass einer von uns so garkein Fan von diesem Land ist. Das Wetter war nochmal deutlich schlechter als in Griechenland, auch wenn es tagsüber häufig sonnig war, so war das gesamte Klima eher noch kälter. Die „Eigenarten“ der Italiener haben uns auch diesmal schwer genervt: alles war dermaßen zugebaut, dass wir ständig Probleme hatten einen Freistehplatz zu finden und wenn wir dann einen hatten, war er leider niemals schön, idR standen wir auf zugemüllten Parkplätzen mit Meerblick. Auch wenn die Autobahnmaut günstiger wurde als im Land zuvor – alles andere wurde deutlich teurer. Sprit, Eintritte und Lebensmittel. Beim Restaurantbesuch verlangte man „Besteckgeld“, für die von Zoé angeknabberten Grissinis wurden wir ordentlich zur Kasse gebeten und Pizza konnte man landesweit nur nach 19 Uhr bestellen (das verstehe wer will). In den Bars gab es unterschiedliche Preise, je nachdem ob man seinen Kaffee im Stehen oder Sitzen trank, auch beim tanken durfte man zwischen Service und Self-Service wählen – mit bis zu 0,50 Euro pro Liter Preisdifferenz! Wir hörten von Umweltzonen, komplizierten Mautsystemen auf einzelnen Streckenabschnitten, unbeschilderten schmalen Straßen und schikanierenden Polizeikontrollen. Parken, Toilettengänge und Kirchenbesuche kosteten plötzlich ständig Gebühren – und die Fahrweise der Italiener sowie der schlechte Straßenzustand toppten einfach alles je da gewesene. Wir waren recht schnell genervt und kürzten unsere Sightseeing-Pläne in diesem Land immer weiter runter. Aus den geplanten 3 Wochen wurden schlussendlich knappe 2. Apulien konnte uns mit seinen Müllbergen und hässlichen Örtchen, die aus gelben Plattenbauten mit hohen Antennen bestanden, so garnicht überzeugen. Die wenigen alten Bauten waren völlig versifft und mit Graffitis besprayt. In Kalabrien wurde die Architektur schöner, wir hielten mal hier und da am Strand, besuchten eine Gelateria und passierten das schöne, aber für Vans gesperrte Örtchen Scilla. Eine, zum Glück sehr kurze wenn auch teure, Fährfahrt brachte uns dann hinüber nach Sizilien. Überraschender Weise gefiel uns Sizilien viel besser als das italienische Festland! Die Insel war sehr grün, es gab viele Berge, schöne Landschaften und tolle Küsten. Besonders beeindruckend war natürlich der Blick auf den verschneiten, rauchenden, 3.000m hohen Vulkan Ätna. Der Campingpark Mons Gibel bot einen tollen Blick auf diesen, einen Spielplatz mit schwarzem Lava-Sand und am nächsten Morgen einen Frühstücksservice mit Paninis, Croissants und Canollis – einem sizilianischen Traditionsgebäck gefüllt mit Ricotta-Creme. Extrem üppig – aber auch extrem lecker! In der Sicilia Outlet Mall deckten wir uns alle mit kuscheligen Winterjacken ein um die nächsten Tage zu überstehen. Besonders gut gefallen hat es uns in Syrakus, wo wir am Hafen ruhig übernachten konnten und uns die auf einer Insel thronende Altstadt Ortigia ausgiebig anschauen konnten. Mehrere Tage bummelten wir durch ihre schmalen Gassen, vorbei an kleinen Ausgrabungsstätten, an der Hafenpromenade entlang und an kleinen Lädchen vorbei. Besonders nach Einbruch der Dunkelheit wurden die vielen Kirchen und Bauten sehr schön beleuchtet. Syrakus wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt und galt lange Zeit als kulturelles Zentrum Siziliens.

In Portopalo (dem südlichsten Punkt Siziliens und somit Italiens) spazierten wir lange am Meer entlang, vorbei an einem Leuchtturm und durch eine kleine Fußgängerzone bis Zoé geschafft auf Jans Schulter einschlief 😊. Die spätbarocke UNESCO-Welterbestadt Noto mit ihrer langen Flaniermeile aus hellem Kalktuff und den unzähligen Kirchen und Palazzos hat uns ganz gut gefallen, gehört jedoch nicht zu unseren Highlights der Insel. Zu Mittag fanden wir hier jedoch ein fantastisches Restaurant mit Antipasti, Weißwein, Fisch und selbstgemachtem Eis. Dann war es endlich soweit – 3 Tage hatten wir bereits auf perfektes Wetter gewartet, für Morgen war es gemeldet und wir machten uns auf den Weg hinauf zum Ätna. Durch erkaltete schwarze Lavafelder der vergangenen Jahrhunderte fuhren wir hinauf zum Besucherparkplatz auf ca. 2.000m. Die Cafés und Souvenirläden hatten im Winter fast alle geschlossen und wir verlebten eine kalte, aber ruhige Nacht. Am nächsten Morgen mummelten wir uns dick ein und fuhren mit der ersten Gondel hinauf auf 2.600m, von hier aus ging es mit Schneeketten bereiften Unimogs weiter auf 2.900m Höhe. Die letzten Schritte bis zum Kraterrand des Ätna legten wir zu Fuß zurück. Leider gab es hier oben nicht allzu viel zu sehen, der Krater vor uns war tief verschneit und tot, der einige hundert Meter neben uns liegende Krater grollte und rauchte zwar ordentlich, man konnte aufgrund des starken Windes, der den Rauch zu uns blies, jedoch kaum etwas sehen. Buddelte man etwas im schwarzen Lavagestein konnte man an manchen Stellen den Boden rauchen sehen – das war es aber leider auch schon. Die Luft war dünn, der Wind eiskalt und die Temperaturen unter Null – wir waren nicht böse drum, als es nach 20 Minuten wieder an den Weg nach unten ging. Unser Fazit: ein netter Ausflug wenn man sich für Vulkane interessiert oder noch keine anderen besichtigt hat. Wenn man wie wir jedoch wenige Monate zuvor für eine handvoll Dollar vor der rot blubbernden Lava der Vulkane auf Hawaii gestanden hat, fragt man sich schon ob sich die 150 Euro für den Ausflug auf den Ätna wirklich gelohnt haben… Am schönsten war eigentlich die Begegnung mit einem netten Paar aus Bad Kissingen, die gerade mit ihrem LKW auf dem Weg nach Tunesien waren. Eine schöne Fahrt durch Siziliens Inland brachte uns durch Mandarinen-, Zitronen- und Olivenplantagen an die Nordküste der Insel, genauer gesagt ins öde Badeörtchen Mondello. In der Hauptstadt Palermo entschieden wir uns für einen zentralen Stadt-Camping-Parkplatz, der jedoch für verhältnismäßig wenig Geld alles bot, was wir brauchten. Palermo selbst hat uns dann leider ziemlich enttäuscht. Obwohl wir wirklich lange durch die Stadt schlenderten, konnten wir kaum sehenswerte Highlights entdecken – eine gesichtslose Stadt ohne jeden Charme. Irgendwie wirkte die ganze Stadt unecht, es reihten sich fast ausschließlich Souvenirlädchen und Touri-Restaurants aneinander, wo sich die Einheimischen aufhielten ließ sich nicht wirklich rausfinden. Es gab wenig Spielplätze und auch sonst nicht viel zu sehen, zum Mittagessen ließen wir uns immerhin leckere Pasta schmecken. Größtes Highlight waren die Catacombe dei Cappuccini, eine der bekanntesten Gruftanlagen der Welt. Über 2.000 extrem gut erhaltene Mumien konnte man hier bestaunen – eine wirklich gruselige aber auch sehr beeindruckende Atmosphäre. Die älteste Mumie verstarb 1599, die neuste ist die eines 2-jährigen Mädchens, die erst 1910 verstorben war und aussah wie eine schlafende Puppe. Viel schöner war wiederrum der Ort Cefalu, einmal mehr schlenderten wir durch schmale Gassen, tranken Cappuccino, spielten an schönen Stränden und bestaunten die wunderschöne (und kostenfreie) Kathedrale mit ihren bunten Mosaiken. Auf der Weiterfahrt die Nordküste entlang sahen wir die Vulkane der äolischen Inseln im Meer rauchen, allen voran der berühmte Stromboli. Für eine weitere Fährfahrt waren wir jedoch eindeutig zu fertig (was genau ist eigentlich das Gegenteil von urlaubsreif? Zuhausereif? Jedenfalls spürten wir immer mehr, wie sehr Kräfte und Konzentration für Sightseeing nachließen und wir uns auf unsere Familien zu Hause freuten.) Trotzdem ließen wir uns auf Empfehlung anderer Reisender noch zu einem Abstecher nach Taormina hinreißen, was sich jedoch als absolute Enttäuschung herausstellte. Selbst mit unserem doch recht kleinen Sprinter fuhren wir uns fast fest, Parkplätze gab es sowieso nicht und wir waren froh als wir wieder heil und mit allen Seitenspiegeln die Küstenstraße erreichten. Etwas Positives hatte der Ausflug jedoch: wir landeten im kleinen Küstenort Letojanni. Hier fanden wir den schönsten Freistehplatz in ganz Italien, direkt am Meer. Von hier aus spazierten wir durch das kleine, untouristische Ort, gingen essen und einkaufen, schauten uns die Kirche an und spielten am Strand. Sogar einen Spielplatz gab es und am Abend feierten wir in unserem Jolly Sprinter ein gemütliches kleines Nikolausfest mit Kerzen, Plätzchen und kleinen Geschenken für Zoé. Am nächsten Morgen gab es ein letztes Canollo, einen letzten Blick zum Meer und dann brachte uns die Fähre zurück aufs Festland. Die kostenfreie Autostrada del Sol brachte uns zügig weiter gen Norden, den Nachmittag verbrachten wir in einem kleinen Örtchen am Strand wo wir noch einmal einen perfekten Sonnenuntergang im Meer erlebten und Zoé lange mit einem kleinen Mädchen auf dem Spielplatz spielte. Als Zoé am Abend schlief nutzen wir die Zeit um noch ordentlich Meter gen Norden zu machen und übernachteten kurz vor der Amalfi-Küste in einem kleinen Örtchen. Zum wiederholten Male wurden wir in der Nacht von einem Feuerwerk geweckt, was uns doch sehr verwunderte – als wir 2015 den Jahreswechsel in Italien verbrachten sagte man uns, dass Feuerwerkskörper hier verboten seien und wir verlebten einen gespenstig ruhigen Abend. Offensichtlich durfte man außerhalb der Neujahrsnacht aber sehr wohl herumböllern. Der nächste Tag war kalt und regnerisch weshalb wir kurzerhand die Womo-Verbotsschilder ignorierten und die berühmte Amalfi-Küste entlangfuhren – auf den Straßen war ja sowieso nichts los. Glücklicherweise sahen das die örtlichen Carabinieris, denen wir mehrfach begegneten, genauso und so rollten wir unbehelligt die berühmte Küstenstraße entlang – bis wir zu einer vorab nicht angekündigten Straßensperrung kamen. Alle Fahrzeuge versuchten nun gleichzeitig auf der engen Küstenstraße zu wenden – Jan stellte sich dabei in unserem Sprinter deutlich besser an, als die meisten Omis in ihren zerbeulten Mini-Fiats…. Die Amalfi-Küste an sich war für uns eher langweilig – es sah nicht viel anders aus wie an der restlichen Küste, parken konnte man praktisch nirgends und alles war einfach nochmal eine Spur teurer als in den anderen Regionen. Unseren nächsten Halt verbrachten wir in Pompeji, einem schrecklichen Touri-Ort mit völlig überteuerten Eis-Läden und unzähligen kostenpflichtigen Parkplätzen. Trotzdem wollten wir uns die berühmte versunkene Stadt nicht entgehen lassen. Wir verzichteten auf die unfassbar teuren Guides und schauten uns mit einem Erklärungshandbuch, das Zoé im Visitor-Center geschenkt bekam, die Stadt auf eigene Faust an. Das musste man den Italienern ja lassen – sie waren wirklich sehr Bambini-freundlich, immer wieder blieb jemand stehen und sprach uns an wie „bella“ unsere Zoé wäre oder schenkte ihr etwas. Pompeji selbst war wirklich extrem beeindruckend, die ganze Stadt war sehr gut erhalten, man konnte beispielsweise in den Bädern noch die farbigen Mosaike erkennen. Nach dem verheerenden Ausbruch des Vesuv im Jahre 79 n.Chr. war die Stadt für mehr als 1.500 Jahre unter einer bis zu 25m dicken Schicht aus Asche und Bimsstein begraben, wodurch sie super konserviert wurde und dementsprechend gut erhalten ist – für uns die spannendste aller Ausgrabungsstätten. Die Nacht verbrachten wir auf einer Autobahnraststätte in Rom – allerdings überwog der Wunsch nach Hause zu kommen nun deutlich. Ja wir wissen es, Rom soll ganz toll sein und gerade zur Weihnachtszeit ist es sicher imposant – aber unsere Köpfe waren voll, die Beine schwer und Rom wird in 5 Jahren sicher auch noch stehen. Kurzerhand wurden Rom und Pisa dann ebenfalls noch geskippt und wir machten uns auf den Heimweg. Vor dem Gotthard-Tunnel fing es dann tatsächlich an zu schneien und wir schlitterten mit unseren Sommerreifen über eine geschlossene Schneedecke, zum Glück war es auf der anderen Tunnelseite wärmer und der Schnee ging in Dauerregen über. In Luzern stoppten wir noch einmal in der Innenstadt und gingen etwas spazieren, leider hatte der Weihnachtsmarkt nicht geöffnet. Und dann waren wir auch schon fast zu Hause bei unseren Familien.

 

Fazit Italien:

Vielleicht tun wir dem Land etwas unrecht weil das Wetter nur mäßig war und unsere Köpfe nicht mehr aufnahmefähig (eine gemütliche Vorweihnachtszeit bei unseren Familien war einfach viel zu verlockend), aber wir müssen trotzdem sagen: Italien ist einfach nicht unser Lieblingsland. Man kommt sich ständig abgezockt vor, alles ist total verbaut, es gibt viel zu viele Touri-Städte und viel zu wenig schön erhaltene Natur. Für Camper ist es noch schwerer – die meisten Orte waren für uns ganz gesperrt, Parkgebühren horrend und Freistehen kaum möglich. Wieso muss ich ein „Besteckgeld“ zahlen und wieso wird mir in manchen Restaurants vorgeschrieben, dass ich mindestens zwei Gänge essen muss? Und dann gibt es Pizza nur abends – und Abendessen beginnt in Italien ja frühestens um 19/19:30 Uhr – für uns mit Kind also nur schwer möglich. Cappuccino nur Morgens, Espresso nur im Stehen – hm. Ich weiß – andere Länder, andre Sitten – aber uns gefällt es einfach nicht, in der Summe fühlen wir uns in diesem Land einfach nicht besonders wohl. Sizilien hat uns deutlich besser gefallen als das Festland, sowohl von den Orten als auch von der Natur her. Unsere Highlights waren die Orte Syrakus und Cefalu sowie die „Catacombe dei Cappuccini“ Gruft in Palermo. Auch die versunkene Stadt Pompeji mit dem eindrücklichen Vesuv im Hintergrund war spannend. Total enttäuscht haben uns die Amalfi-Küste sowie Siziliens Hauptstadt Palermo. Wir werden sicher noch einmal wieder nach Italien kommen um uns Rom, Pisa, Sardinien und Cinque Terre anzuschauen – aber was die meisten Menschen an diesem Land so lieben bleibt uns wohl für immer verborgen 😉.