Litauen (29.07.2018 – 30.07.2018)
Es wurde wider Erwarten nur ein Kurzbesuch im letzten baltischen Staat auf unserer Reise, doch es musste einfach sein, wir waren nicht mehr aufnahmefähig. Die Highlights des Landes wollten wir uns dennoch nicht nehmen lassen und so starteten wir (nach einer Mittagspause an einem der vielen schönen Badeseen) unseren „Besichtigungsmarathon im China-Style“ am berühmten Berg der Kreuze. Mehr als 100.000 Kreuze wurden an diesem Wallfahrtsort in den letzten Jahren von den Menschen zusammengetragen und mit Rosenkränzen behängt, die im Wind klapperten. Ursprünglich wurden diese zum Gedenken an im Krieg Verstorbene errichtet, bei welchen man nicht wusste wo ihre Leichen waren. Den Sowjets war dies natürlich ein Dorn im Auge und so wurde die Gedenkstätte 4x zerstört. Doch schon nach wenigen Tagen standen wieder Hunderte Kreuze, weshalb der Wallfahrtsort heute als Symbol der Freiheit und des Widerstandes der Litauer gilt. Ein spannender, mystischer und wirklich sehenswerter Ort! Am Abend aßen wir in einem Lokal am Straßenrand mit schönen Sitzgelegenheiten im Grünen leckere Fleischbällchen mit Bratkartoffeln. Am nächsten Morgen besichtigten wir den geografischen Mittelpunkt Europas. Da die Grenzen zu Asien nicht ganz klar definiert sind beanspruchen zwar mehrere Orte diesen Titel für sich, dieser hier hat nach den aktuellsten Berechnungen jedoch die offizielle Anerkennung dessen erhalten. So oder so – für uns war es sehr überraschend, dass sich dieser Punkt so weit nord-östlich auf unserem Kontinent befand! Als nächstes stand die Landeshauptstadt Vilnius auf unserem Sightseeing-Programm. Hier schlossen wir uns der knapp 3-stündigen Free-Walking-Tour an und erfuhren von einer sympathischen jungen Studentin in perfektem Englisch allerhand Wissenswertes über die Stadt. Free-Walking-Touren gibt es fast überall auf der Welt, engagierte Einwohner führen mehrmals pro Woche Touristen durch ihre Stadt und erhalten hierfür lediglich ein selbst gewähltes Trinkgeld – eine tolle Sache! Vilnius hat uns ganz gut gefallen, über 50% der Fläche waren begrünt, es gab 30 katholische Kirchen und über 40 Klöster zu besichtigen. Wir erfuhren viel über die Geschichte und den Freiheitskampf des polnisch orientierten Landes, natürlich auch darüber, wie 95% der jüdischen Bevölkerung im 2. Weltkrieg ausgerottet wurde und somit das einstige „Jerusalem des Nordens“ verschwand. Erschreckend war auch der Besuch einer einstmals sicher imposanten Kirche, in welche die Sowjets Zwischendecken eingezogen hatten um sie als Lagerräume zu missbrauchen L. Zum Abschluss besuchten wir auch das Viertel „Užupio“, ein Künstlerviertel, das sich scherzhaft als eigenständiges Land bezeichnete, sogar mit eigener Währung, einem Präsidenten, Briefmarken, einem Staatsfeiertag am 01.April, einer eigenen Verfassung und Botschaftern in einigen Ländern J. Eine schöne Tour durch eine nette Stadt – aber auch kein riesiges Highlight unserer Reise. Am Nachmittag stoppten wir noch in einem anderen Ort, wo wir durch den Stadtpark spazierten, doch hier fühlten wir uns absolut nicht wohl, weshalb wir schon am Abend über die Grenze nach Polen fuhren.
Fazit Litauen:
Es fällt schwer sich in dieser kurzen Zeit ein Urteil zu bilden, deshalb nennen wir es hier einmal „erster
Eindruck“. Das Preisniveau war noch günstiger als in Lettland, die Sachen die wir uns angeschaut haben waren soweit ganz schön. Wir müssen allerdings zugeben, dass der Reiseführer von nicht viel
mehr sehenswerten Dingen zu berichten wusste (bis auf die kurische Nehrung, die haben wir aber leider absolut nicht mehr unter bekommen). Ansonsten empfanden wir das Land als nicht sonderlich
einladend. Die Ortschaften bestanden in erster Linie aus grauen Plattenbauten, alles war nicht unbedingt sauber, überall lungerten zwielichtige Gestalten herum. Besonders das Müllproblem stach
ins Auge (und bei den vorherrschenden heißen Temperaturen auch in die Nase). Überall stapelten sich die Mülltüten, bei einem kurzen Regenschutt gingen sofort alle Gullis hoch und überfluteten die
Straßen. Die Tatsache, dass die Polizei sich während unseres kurzen Besuchs direkt neben uns einen kleinen Schlagabtausch mit zwei offensichtlich betrunkenen Männern, die gerade falschrum auf die
Autobahn fahren wollten, lieferte, verbesserte unseren Eindruck nicht gerade. Litauen hat als eines der wenigen Länder der Welt eine rückläufige Einwohnerzahl. Die Gründe hierfür sind neben einer
rückläufigen Geburtenrate und einer extrem hohen Arbeitslosigkeit, die die Menschen dazu bewegt das Land zu verlassen, eine der höchsten Selbstmordraten der Welt. Seit der Unabhängigkeit des
Landes ist die Selbstmordrate um 70% (!) gestiegen, fast 90% stehen in Zusammenhang mit Alkohol und Drogen. Es ist nur ein kurzer Besuch unsererseits gewesen, doch sind wir ehrlich gesagt
garnicht allzu enttäuscht darüber.