Serbien (06.10.2018 – 10.10.2018)
Auch die Einreise nach Serbien verlief völlig problemlos, wie erwartet fragte auch niemand nach einer polizeilichen Registrierung. Offiziell heißt es, dass man sich in allen Ländern des ehemaligen Jugoslawiens nach einer gewissen Frist von 1-3 Tagen bei der Polizei registrieren lassen muss wenn man nicht in Hotels übernachtet. Wir haben zuvor schon oft gehört, dass dies ein veraltetes Gesetz ist, das heute keine Gültigkeit mehr besitzt und so war es auch – selbst auf Nachfrage wollte uns niemand registrieren und an keiner Grenze wurde je danach gefragt. Nachdem wir Grenze und Zoll passiert hatten kam unerwartet ein weiterer Schlagbaum und ein in zivil gekleideter Mann verlangte von uns eine „Tourist-Tax“ in Höhe von 4€ - wir hatten noch nie davon gehört und es sah alles andere als offiziell aus, doch wir standen in Sichtweite zur Polizei, die sich offensichtlich nicht daran störte – was blieb uns da anderes übrig als zu zahlen? Die Landschaft hinter der Grenze veränderte sich kaum, die Natur blieb wunderschön, die Dörfer ländlich und die Lebensmittelmärkte wurden noch kleiner. Auch die leidlichen Themen Straßenhunde und Müllberge in der Natur blieben unverändert. Die Straßen waren meist etwas besser geteert als in Bosnien, allerdings schlängelten sie sich in winzigen Kurven durch die Gegend, weshalb man auch nicht schneller voran kam. Die Hähne krähten, der herbe Rauch lag weiterhin in der Luft, in manchen (meist albanischen) Dörfern sahen wir auch kleine Moscheen. Zwei Dinge änderten sich jedoch sichtlich: alle Schilder waren nur noch in kyrillischer Schrift, wir konnten garnichts mehr lesen, und wir sahen kein einziges zerbombtes oder beschossenes Haus mehr. Und die Menschen änderten sich – sie waren weiterhin freundlich, aber keinesfalls mehr so herzlich und gastfreundlich wie in Bosnien. Mehrfach fühlten wir uns auf Camps nicht wirklich willkommen, niemals bekam Zoé etwas geschenkt und mehrfach wurden wir sogar ignoriert als wir nach dem Weg fragen wollten. All dies, gepaart mit dem herannahenden Winter und schlechterem Wetter führte dazu, dass wir Belgrad, Novi Sad und einige Nationalparks im Osten des Landes spontan sausen ließen und uns auf die Natur-Highlights im Süden konzentrierten. Unser erstes Ziel war der Tara- Nationalpark. Neben einigen kleineren Spaziergängen und Naturlehrpfaden um das Örtchen Mitrovak und einer Rundfahrt um den See Zaovine, nahmen wir auch den kurzen Aufstieg zum Aussichtspunkt Banjska Stena in Angriff. Von hier aus hatten wir einen wunderschönen Blick über die Drina und die Berge bis hinüber nach Bosnien. Vorallem wegen dem herbstlich bunt verfärbten Laub sah die Landschaft wunderschön aus! Im Autocamp Viljamovka standen wir ganz allein unter Birnenbäumen, ein uralter Mann begrüßte uns mit einigen Gläsern seines selbst gebrannten Birnen-Schnaps. Das Camp Zlatibor im gleichnamigen Ort bot seinen Gästen sogar kostenfreie Waschmaschinen und Trockner. Das letzte Camp im Land hätten wir ohne Koordinaten niemals gefunden: mitten in den Bergen hinter Nova Varos stießen wir auf ein Bauernhaus, ein alter zahnloser Mann drückte uns ein Telefon in die Hand, am anderen Ende der Leitung war die Tochter, die zumindest ein paar Brocken englisch sprach. Wir standen auf einer Wiese gegenüber dem Haus, durften das Badezimmer einer kleinen Ferienwohnung nutzen. Für Zoé war es das Paradies: es gab Hunde, Katzen, Schafe, Kühe, Schweine, Hühner und Ziegen, außerdem zwei kleine Mädchen, die gern ihr Spielzeug mit Zoé teilten. Am nächsten Morgen brachen wir mit dem Ehemann der Tochter auf zum Uvac-Fluss, wo er ein Boot liegen hatte. Einzig gemeinsame Sprache war spanisch, so konnten wir uns zumindest über die Basics verständigen. Gemeinsam mit 4 Serben und 3 Chinesinnen, die wir unterwegs aufgabelten, fuhren wir den Fluss an den bunt verfärbten Wäldern entlang. Der Wasserstand war sehr tief, über uns kreisten Gänsegeier und Adler. Unser erster Stop führte uns zu einer wirklich sehenswerten Tropfsteinhöhle, der zweite zu einem Aussichtspunkt über den Fluss. Der Uvac schlängelte sich hier in schmalen Bögen zwischen den Bergen entlang – ein wirklich beeindruckendes Bild! Der Aufstieg dorthin vom Fluss hinauf war allerdings etwas abenteuerlich, vorallem mit Zoé in der Trage… Trotzdem ein wirklich toller Tagesausflug! Das Kloster Sopoċani wurde auch von der UNESCO zum Welterbe erklärt und bestach mit beeindruckenden bunten Deckenfresken. Letzte Station im Land war die Stadt Novi Pazar, die zwar eine Fußgängerzone, Cafés und Läden hatte, aber unglaublich chaotisch und überfüllt war. Wie bereits das Thema „Bankautomat“ kostete uns auch das Thema „Wechselstube“ nochmal einige Nerven, eine Frau mit einem einfachen Döner Kebab rettete uns den Tag und dann machten wir uns auf den Weg nach Kosovo (nein, nicht „in den Kosovo“, sondern „nach Kosovo“, weil wir es nicht zu einer Region degradieren, sondern als Land anerkennen wollen). Da Serbien das Land Kosovo nicht anerkannte und es als sein eigenes Staatsgebiet betrachtete, stempelten sie uns bei der Ausreise nicht aus, weshalb wir mit unseren Reisepässen nun nicht mehr nach Serbien einreisen können. Für uns kein großes Problem – sollten wir demnächst noch einmal wieder kommen wollen, könnten wir einfach mit unseren Personalausweisen einreisen. Sinnlos und doof finden wir es jedoch trotzdem…
Fazit Serbien:
Wir haben nur den Süden des Landes gesehen, dieser hat uns landschaftlich gut gefallen. Auch die Camps waren originell und schön, allerdings findet man außerhalb touristischer Hotspots keine von ihnen. Das Preisniveau für Camps und Ausflüge ist deutlich höher als in Bosnien, Lebensmittelpreise sind in etwa vergleichbar. In der Summe haben wir uns aber einfach nicht so willkommen gefühlt, sind mehrfach auf unfreundliche Menschen getroffen, hatten mehrfach Probleme einen Geldautomaten oder Minimarkt zu finden und keiner wollte uns helfen. An die vielen armen Straßenhunde und die Müllberge in der Natur können und mögen wir uns einfach nicht gewöhnen und besonders nervig war das Streitthema „Kosovo“. Vorallem in der Grenzregion im Süden Serbiens ein heikles Thema, das man keinesfalls ansprechen sollte. Für uns war es schwierig nie offen sagen zu können wohin wir als nächstes reisen wollten und auch Informationen über den Grenzübertritt in dieser Region waren rar. Land Nummer 14 dieser Reise konnte uns nicht vollends überzeugen – mal sehen was uns in Nummer 15 erwartete.