Slowakei (19.08.2018 - 25.08.2018)
Eigentlich hätten wir es uns denken können, schließlich sind wir große Tschechien-Fans. Trotzdem sind wir recht unbedarft in die Slowakei eingereist – und wurden total aus den Socken gehauen! Kein Tag war je nur „okay“ – täglich erlebten wir ein neues, echtes Highlight. Umwerfend schöne Natur mit hohen Bergen, bunt blühenden Almwiesen und unzähligen Apfelbäumchen. Hirten trieben ihre Schaf- oder Kuhherden über die Felder. Idyllische kleine Orte mit kopfsteingepflasterten Marktplätzen und üppig verzierten Pestsäulen, kleine Sträßchen schlängelten sich durch den Wald. Auffallend freundliche und hilfsbereite Menschen, leckeres Essen. Wir kamen aus dem Schwärmen garnicht mehr heraus.
Unser erstes Ziel war der Nationalpark „Slowakisches Paradies“, der seinem Namen alle Ehre machte. Durch den durchschnittlich 1.000 m hohen Gebirgszug zogen sich mehrere spektakuläre Schluchten, wilde Flüsse rauschten dahin und Wasserfälle stürzten sich die Felswände hinab. Mehrere spannende Wanderwege wurden durch bunte Streifen markiert, die die Schluchten durch Leitern, Brücken und Stege erschlossen, allen voran der wunderschöne Suchá Belá. Auch Zoé hatte großen Spaß daran in den Schluchten herumzuklettern, Welse im Wasser zu beobachten und über umgestürzte Baumstämme zu balancieren; leider gab es jedoch keine kleinkinderfreundlichen Wege durch den Park. Rot glühende Berge im Sonnenuntergang und ein klarer Sternenhimmel rundeten unsere Tage im Nationalpark ab. Im Südteil des Parks besichtigten wir die Dobšinká Eishöhle. Nach einer kleinen Waldwanderung erreichten wir den Eingang der Höhle, in welcher 110.000 m³ Eis eine Traumwelt aus Stalagmiten, Säulen und Eisfällen formte. Ein heißer Kakao wärmte uns von den Minustemperaturen in der Höhle auf und wir fuhren weiter zur Zipser Burg, einer der größten Burganlagen in ganz Europa aus dem 12. Jahrhundert – ein beeindruckendes Bild! Im Nationalpark Slowakischer Karst verlebten wir ein schönes Picknick und eine ruhige Campingnacht, in der Hohen Tatra genossen wir die Ausblicke, die man von den kleinen Bergdörfern aus hatte. In einer urigen Holzblockhütte ließen wir uns die slowakische Küche (gebackener Käse und Pirohy gefüllt mit Käse und Speck) schmecken. Das berühmteste (weil am höchsten gelegene) der Bergdörfer, Strbske Pleso, mit seinem großen Gletschersee konnte uns nicht wirklich überzeugen, wozu die unzähligen Touristenmassen sicher zu beigetragen haben. Auf einem ruhig an einem Fluss gelegenen Wanderparkplatz in der Nähe verbrachten wir dagegen eine ruhige Nacht. Beim Erkunden der Gegend entdeckten wir sogar noch eine Gaststätte, in welcher wir uns noch Palatschinken mit Schokolade und ein Glas Weißwein schmecken ließen. Im Örtchen Demänovska Dolina wartete das nächste Highlight auf uns: eine Bergrückenwanderung auf dem Mt. Chopok. Wir hatten genug davon immer nur getrennt wandern zu gehen und beschlossen es einfach nochmal mit der Trage und einer halbwegs kinderfreundlichen Wanderung zu versuchen. Trotz der Bedenken des Ticketverkäufers an der Talstation fuhren wir mit Sessellift, Standseilbahn und Gondel auf die Spitze des 2.004 m hohen Mt. Chopok. Von hier aus wanderten wir den Bergkamm entlang, auf und ab, durch karge Felslandschaft und Geröll mit faszinierenden Ausblicken weit oberhalb der Baumgrenze. Zoé kletterte große Teile alleine und war ganz stolz auf ihre Leistung, als ihre Beinchen müde wurden schlief sie anstandslos in der Trage ein. Am Sedlo Pol’any drehten wir bei und begannen mit dem Abstieg ins Tal. Recht steil verlief der Trampelpfad bis zur Baumgrenze, wo wir ein ausgiebiges Mittagspicknick einlegten. Den restlichen Weg lief Zoé wieder fast ganz alleine, vorbei an kniehohen Büschen und Beerensträuchern, an einem plätschernden Bächlein entlang. Wir schauten den Bienen und Grillen zu, steckten die Füße ins Wasser und sammelten Steine und Tannenzapfen. Durch hohen Farn ging es dann in den Wald hinein, weiterhin am Bach entlang. Am Ende belohnte uns ein kleiner See mit Spielplatz und Eisverkauf. Für die knapp 10 Km haben wir inkl. aller Pausen etwa 5 Stunden gebraucht und wieder einmal bewiesen, was mit Kind alles machbar ist wenn man sich nur etwas auf die Kleinen einstellt. Das nahgelegene Bystrina Camp mit sagenhaftem Blick in die Berge, Spielecke und kleinem SPA bot uns einen perfekten Ort um uns von dem langen Marsch zu erholen. In Liptovský Ján besuchten wir eine Thermalquelle, die das ganze Jahr über 20 Grad warmes Badevergnügen bot. Unser nächstes Ziel war das Dörfchen Cicmany, das auch als Lebkuchendorf bekannt ist. Die dunkelbraunen Holzhäuser wurden hier alle mit weißen Stickerei-Bemalungen verziert, was sie ein wenig wie Lebkuchenhäuschen aussehen lässt. Lange spazierten wir umher und kehrten bei einem einsetzenden Regenschauer in ein Lebkuchen-Café ein. Für das Prinzessinnen-Schloss Bojnice hätte man sich 3 Tage zuvor Tickets für die Nachtführungen reservieren müssen, immerhin fanden wir eine urige Gaststätte im Wald, in welcher wir uns noch einmal die slowakische Küche schmecken ließen. Schnitzel im Pfannkuchenteig für Jan, mit Pflaumenmuß gefüllte Nudeltaschen mit Semmelbrösel für Tatj und Pfannkuchen für Zoé – super lecker! Ganz besonders gut gefallen hat uns auch das alte Bergstädtchen Banska Stiavnica. Vorbei an hübschen alten Gebäuden und Kirchen spazierten wir durch die hügelige Stadt bis zum Dreifaltigkeitsplatz mit seiner reich verzierten Pestsäule. Im alten Bergbaugericht konnten wir uns einen ehemaligen Bergstollen anschauen, nebenan gab es eine kleine Ausstellung der hier abgebauten Mineralien und Steine. Im Zentrum entdeckten wir dann eine ganze Reihe völlig verrückter Cafés mit bunt zusammengewürfeltem Mobiliar, ausgefallener Deko und kreativer Speißekarte. Eines davon hatte neben exotischen Smoothies sogar ein rießiges Kinderspielzimmer – perfekt für uns J. Apropos verrückt – etwas sonderbar fanden wir die sogenannte „Bank der Liebe“ - ein mit Herzchen geschmücktes Haus, in welchem man sich für 25 € pro Tag (!) einen Tresor mieten konnte um etwas, das man mit seiner persönlichen Liebe verbindet, darin einzuschließen. Die Preise für Monats- und Jahresmiete sind dementsprechend…. Nach der Besichtigung der alten Burg setzten wir uns wieder ans Steuer und fuhren zu unserer letzten Station im Land – zum holländisch geführten Agro-Camp von Bernadette. Hier im Camp Lazy fanden wir alles, was das Kinderherz höher schlagen lässt: Pferde, Hühner, Ziegen, Schafe, einen Pool, Spielplätze, Trampoline, Indoorspielecken, Laufräder, Go-Karts, Leihbücherei, große Stellplätze auf der Wiese mit Feuerstelle und Holz und vieles mehr. Zoé durfte eine Babyziege mit der Flasche füttern, beim Melken der Schafe helfen und auf Pferden reiten. Bernadette verkaufte selbstgemachten Käse, Joghurt, Honig, gesammelte Pilze und Marmelade an ihre Gäste und Morgens gab es sogar frische Brötchen. Wir machten ein großes Lagerfeuer, lernten tolle Leute kennen und hatten eine mega Zeit – hier waren wir definitiv nicht zum letzten Mal! Und dann hieß es leider schon Abschied nehmen von unserem absoluten Lieblingsland bisher. Ahoj Slowakei – es war einfach unvergesslich!
Fazit Slowakei:
Ganz klar – unser neues Lieblingsland in Europa! Die Woche Slowakei war so intensiv, abwechslungsreich, spannend und einfach wunderschön! Traumhafte Natur, tolle kleine Städtchen, freundliche Menschen, leckeres Essen, günstige Preise. Man fand überall urige Gasthöfe oder ausgefallene Szene-Cafés, immer wieder gab es Wanderparkplätze oder schöne Picknickstellen. Die Campingplätze waren gemütlich und ab und an konnten wir auch problemlos frei stehen. Trotz Hauptsaison war es kaum irgendwo überlaufen und wir konnten viele tolle Sachen sehen und unternehmen – hier waren wir sicher nicht zum letzten Mal! Negativ aufgefallen sind uns lediglich die immer wieder auftretenden Roma-Siedlungen. Mitten in den hübschen Orten kam man plötzlich in ein Viertel mit erschreckend heruntergekommenen Häusern, überall stapelte sich der Müll und unzählige verwahrloste, schmutzige Kinder liefen durch die Straßen – ein trauriges Bild. Schätzungen zufolge leben knapp ½ Million Roma in der Slowakei, einer Beschäftigung gehen leider die wenigsten von ihnen nach, meist leben sie vom Kindergeld. Dem Großteil der slowakischen Bevölkerung sind sie ein Dorn im Auge; Faulheit, Unehrlichkeit aber auch ein Hang zu krummen Geschäften und kleinen Diebereien wird ihnen vorgeworfen. Leider hörten wir auch überraschend häufig von anderen Campern, denen das Womo aufgebrochen wurde oder bei welchen sich nachts jemand an der Tür zu schaffen machte. Wir persönlich haben selbst beim Freistehen keinerlei negative Erfahrungen gemacht und fühlten uns immer wohl – komisch ist es natürlich trotzdem immer wieder solche Geschichten zu hören.