Spanien & Gibraltar (13.03.19 – 16.04.19 / 09.05.19 – 18.05.19)
Was sollen wir sagen – es ist einfach eines unserer Lieblingsländer. Das Essen, die Menschen, die Sprache, die Mentalität und (wenn man von der schrecklich zugebauten Ostküste zwischen Barcelona und Murcia einmal absieht) auch das Meer, die Dörfer und die Natur. Nicht verwunderlich also, dass es zu dem Land unserer Reise wurde, in welchem wir am längsten verweilten. Allein in Tatj´s heiß geliebtem Andalusien verbrachten wir mehr als einen ganzen Monat. Und auch Zoé gefiel es in Spanien mega gut – nirgendwo auf der Welt ist die Spielplatzdichte so hoch wie hier, nirgends gibt es so viele Spielzeug- und Süßigkeitenläden. Die Strecke bis hinunter nach Andalusien legten wir verhältnismäßig schnell zurück. Erstes Highlight war die Stadt Girona, die uns direkt mit einem vollausgestatteten Gratis-Stellplatz und weiteren gratis Parkplätzen mitten im Zentrum empfing. Am Ufer des Onyar bummelten wir in den Altstadtkern und bestaunten dabei die bunten Fassaden der Häuser am Fluss. Ein Gewirr aus engen Gassen, Treppen und Plätzen führte uns durch das ehemalige jüdische Viertel El Call und die Kathedrale Santa Maria wusste mit dem breitesten Kirchenschiff der Welt zu überzeugen. Entlang der Flaniermeile La Rambla gab es unzählige ausgefallene Lädchen und im Hintergrund der Stadt glitzerten die schneebedeckten Pyrenäen – eine tolle Stadt! Die Gegend rund um Valencia war vollkommen überfüllt da wir gerade inmitten der jährlichen Fallas Feierlichkeiten ankamen. Ganze 3 Wochen lang wurde hier in der ganzen Region gefeiert, getrunken und vorallem geböllert was das Zeug hielt – vorallem Feuerwerke um Mitternacht gehörten zum Standardprogramm – nerv… Hier an der Ostküste (unserer Meinung nach ein in jeglicher Hinsicht nicht besonders schöner Teil von Spanien) trafen wir auch immer wieder auf über 50 Womo starke Wagenburgen an den Stränden und Ortsrändern – kein Wunder das in Spanien die Höhenschranken und Womo-Verbotsschilder nur so aus der Erde sprossen. Zweiter nennenswerter Höhepunkt war ein toller Womo-Stellplatz in Xeraco mit Palmen, Pool und gratis Sangria, auf welchem wir 3 Tage ein unerwartetes Wetterhoch verbrachten. Die maurisch geprägte Stadt Elche kann sich sogar mit einem UNESCO-Weltkulturerbe-Status rühmen, und zwar nicht wegen ihrer Bauwerke, sondern wegen der unzähligen Palmen, die in der ganzen Stadt verteilt sind. Wir bummelten lange durch die Parks und Fußgängerzonen und verbrachten einen tollen Tag in der Stadt. An den heißen Quellen von Mazaron hatte sich in den letzten Jahren eine kleine Gipsy-Siedlung etabliert, weshalb wir hier zwar ein paar nette Stunden verlebten, aber keine Lust hatten länger zu bleiben. Das Kap Cope wimmelte nur so von Womo-Verbotsschildern weshalb wir bereits nach einer Woche das wundervolle Andalusien enterten.
Kaum in Andalusien angekommen veränderte sich unsere Umgebung. Die beige-gelben Hochhäuser verschwanden, die Architektur wurde ansprechender und die Natur wieder wilder. Flache Macchia wechselte sich mit Schieferbergen ab. Das gesamte Cabo de Gata, unser erstes Ziel, hat uns sehr gut gefallen – natürlich bis auf die großen Plastiktunnel im Inland, in welchen die Tomaten und Erdbeeren für den europäischen Export angebaut werden. In der englischen Hochburg Mojácar aßen wir ein 3-gängiges Mittagsmenue mit gegrilltem Schwertfisch, Ziegenkäse und Weißwein für insgesamt gerade mal 13 Euro. Das Örtchen Vera Playa gilt als FKK-Gebiet, sogar der Kioskverkäufer arbeitet hier im Adamskostüm. Als HR´ler frage ich mich da schon wie die Stellenbeschreibung hierzu wohl aussah… 😉. Die Tage hier am Cabo waren sehr entspannt. Langsam fuhren wir die Küste entlang in Richtung Süden, verbrachten unsere Mittage am Meer, übernachteten in kleinen Dörfern mit rießigen Spielplätzen in den Stadtparks, genossen die grandiose Aussicht vom Leuchtturm Faro Roldán. Die Region rund um Tabernas ist für ihre Western-artige Landschaft berühmt, auch wir fühlten uns in die amerikanischen Badlands zurückversetzt und verbrachten in dieser spektakulären Natur eine ruhige Nacht. Unser Weg führte uns weiter durch die Alpujarras, eine spannende Region am Fuße der Sierra Nevada, die von tiefen Tälern und Schluchten, hohen Bergen, endlosen Obstplantagen und kahlen Hängen gekennzeichnet ist. Auch Spaniens höchstgelegenes Dorf „Trevélez“, aus welchem der original Serrano Schinken stammt, findet sich hier – leider war es zu dieser Jahreszeit noch empfindlich kalt hier oben. An den heißen Quellen von Santa Fe hatte sich ebenfalls eine Hippie-Kommune etabliert, ein eintreffendes Fernsehteam berichtete uns von einem illegalen Teccno-Festival, das hier wohl am Wochenende stattfinden sollte, weshalb wir auch an diesen Quellen nicht länger verweilten – schade. Das naheliegende Granada konnte uns jedoch sofort überzeugen! Unser Lonely Planet beschrieb die Stadt als eine „schwierige Verwandte des sonnigen Sevillas“ und meinte, man würde Zeit brauchen um seine Reize zu entdecken. Uns persönlich gefiel die letzte Bastion des Reiches Al Andalus, das noch in maurischem Besitz war als Córdoba und Sevilla schon längst an die Katholiken verloren waren, auf Anhieb sehr gut. Und wusstet ihr, dass der Granatapfel tatsächlich seinen Namen von hier hat? Im maurischen Altstadtviertel Albaicin wurden Henna-Malereien angeboten, Baklava stapelte sich in den Auslagen, aus den Teterias strömte der Duft von fruchtigem Tee und Shishas. Das Viertel Alcaceria erinnerte mit seinen völlig verwinkelten Gässchen an einen arabischen Souk, in welchem es Souvenirs jeglicher Art zu kaufen gab. Eine breite Fußgängerzone mit den üblichen Geschäften führte uns dann von der Plaza Nueva in das Ausgehviertel, in welcher sich eine Tapas-Bar an die nächste reihte. Hier in der Region um Granada hatte sich die ursprüngliche Tapas-Tradition noch erhalten – zu jedem alkoholischen Getränk bekam man eine kleine „Ración“ gratis auf den Tisch. Gegrillte Scampis, Muscheln, Chorizo und Kartoffelecken – nach einigen Gläschen Wein in zwei unterschiedlichen Bars waren wir satt und glücklich. Vor der beeindruckenden Kathedrale betrieb ein älterer Herr ein selbstgebautes Holzkarussell per Fahrradantrieb für die Kids und im Traditionshaus Gran Café Bib-Rambla aus dem Jahr 1907 gönnten wir uns zum Dessert Churros mit heißer Schokolade zum Dippen. Granada war eine wirklich tolle Stadt ganz nach unserem Geschmack! Natürlich besichtigten wir auch die Alhambra, die maurische Burg aus dem 9. Jhrdt., die über der Stadt thronte. Wir schlenderten durch die hübsch bepflanzten Gärten, schauten uns den Sommerpalast Generalife an und besichtigten auch das Herzstück der Anlage: die Nasridenpaläste mit ihren Stalaktitengewölben, Holztoren, Patios und kunstvoll verzierten Springbrunnen. Um ehrlich zu sein hat es uns aber nicht aus den Socken gehauen – man braucht schon ein ganz schönes Grundinteresse an der Thematik um sich hier alles im Detail anzuschauen… Auch unser nächstes Ziel, die Stadt Jaén, gefiel uns nicht. Die Landschaft der Region wusste uns da schon viel mehr in ihren Bann zu ziehen – sanfte Hügel mit Olivenbäumen, kleine Seen und hohe Berge im Hintergrund. Am Stausee Embalse del Rumblar fanden wir den absolut schönsten Platz im ganzen Land, direkt am Seeufer in einem Pinienwald. Sonnenbaden, angeln, in der Hängematte chillen, Spazieren gehen, grillen und am Lagerfeuer sitzen – dieser Platz wird uns unvergesslich bleiben! Auch im Naturpark Sierras de Andújar fanden wir ein wundervolles Fleckchen zwischen Obstbäumen am Ufer des Rio Jámdula, das wir uns nur mit einigen Schildkröten, Eidechsen und Häschen teilten. Andalusiens Norden, abseits der Küste, entwickelte sich zu einer der schönsten Regionen unserer gesamten Reise! Hier erwartete uns auch die für uns schönste Stadt des Landes: Córdoba. Früher galt sie als eine der größten Städte der Welt, in welcher schon viele Jahre Christen, Juden und Muslime friedlich beisammen lebten. Die römische Brücke brachte uns über den Guadalquivir und in der ganzen Stadt entdeckten wir imposante Bauten, alte Festungen, Kirchen, Plätze, Patios, Stadtparks und Spielplätze. Am schönsten war es jedoch auch hier in der Altstadt Judería – nirgendwo sonst haben wir so viele liebevoll angelegte Patios gesehen. Blau weiße Kacheln, bunte Blumen, Springbrunnen, Steinbänke, Mandarinenbäume – und alle standen sie interessierten Besuchen offen. Eine der letzten in Spanien noch übrig gebliebenen Synagogen und ein Flamencomuseum stellten weitere spannende Highlights dar, die wir uns nach einigen leckeren Tapas und einem Kaffee mit Gebäck in einer arabischen Teteria anschauten. Auch in dieser Stadt ließen wir uns die Hauptattraktion nicht entgehen und zahlten zähneknirschend die hohen Eintrittsgebühren für die Mezquita. Einstmals Hauptmoschee der Mauren ist sie seit der Reconquista eine katholische Kathedrale, in welcher noch heute täglich die Messe gelesen wird. Mit über 23.000 qm, einem Innenhof mit Orangenbäumen, knapp 900 Säulen, mehreren üppig verzierten Altären, diversen Kapellen und Buntglasfenstern und einer monströsen Orgel war es ein wirklich imposantes Gebäude, das man allerdings in 45min zur Genüge besichtigt hatte. Wie so oft waren es auch hier nicht die großen Touristenhighlights, die uns faszinierten, sondern die kleinen, versteckten und authentischen Ecken einer Stadt.
Das Wandergebiet El Chorro streiften wir auf unserer Reise sogar zweimal und verbrachten jeweils eine schöne Zeit am Ufer des Stausees mit Lagerfeuer, Stand-up-Paddeln und chillen. Den berühmten Caminito del Rey Wanderweg durfte man leider erst ab 8 Jahren betreten, doch auch die kleineren Rundwanderungen durch Kalkfelsen, Flussbetten und Wälder gefielen uns sehr gut. Die Aussicht von der Puente Nuevo in die tiefe Schlucht, die Ronda in zwei Hälften trennt, wusste auch bei unserem 4. Besuch in der Stadt zu beeindrucken. In Nerja entschlossen wir uns zu einer Besichtigung der hiesigen Tropfsteinhöhlen, die neben den Felsgebilden vorallem für ihre Funde von Skeletten und Wandmalereien bekannt sind, die auf eine frühe Besiedlung hindeuten. Ganz in der Nähe stießen wir auf das für uns schönste Pueblo Blanco: Frigiliana. Obwohl die Stadt gerade einmal 3.000 Einwohner hatte verbrachten wir den ganzen Tag hier, aßen fantastische Tapas, fuhren mit einer Bimmelbahn durch die Neustadt und liefen durch die schmalen Gässchen und Treppchen der Altstadt – wunderschön! Die nächsten 6 Tage bekamen wir Besuch von Tatj´s Schwester und ihrem Mann, die gerade auf einer kleinen Spanienrundreise waren. Wir besuchten das Örtchen Antequera, schauten uns die „Fuente de 100 anos“ in Villanueva del Trabuco mit ihrem wunderschönen großen Picknickplatz an und gingen im El Torcal Wandergebiet durch tolle Karstfelsen wandern.
Eine überraschend schöne Zeit hatten wir diesmal auch im englischen Überseegebiet Gibraltar. Vom Europa Point aus genossen wir tolle Ausblicke hinüber nach Marokko, bei einer Free Walking Tour erfuhren wir allerlei Wissenswertes über die Geschichte und das Leben auf Gibraltar und einige Kirchen, zwei Hauptplätze, Kapellen und eine Glasbläserei rundeten das kulturelle Angebot ab. Daneben wurde geshoppt, im irischen Viertel aßen wir einen Burger mit Cider und für die Männer gab es am Abend sogar eine Pub-Tour. Auch in Tarifa hatten wir eine tolle Zeit, aßen die besten Tapas der Reise, bestaunten das Aufeinandertreffen von Atlantik und Mittelmeer, spielten mit Zoé am Strand, beobachteten unzählige Kitesurfer und sahen am Abend einen perfekten Sonnenuntergang im Meer. Auch die nächsten Tage waren geprägt von feinsandigen Dünen, viel Wind und Bilderbuch-Sonnenuntergängen. In Vejer de la Frontera fanden wir ein weiteres hübsches Pueblo Blanco, dessen Altstadt komplett von einer Stadtmauer eingefasst ist. Eine maurische Festung, eine beeindruckende Kirche, verwinkelte Gässchen und ein besonders schöner Plaza Espana mit einem arabisch angehauchten Brunnen waren die Highlights des Dorfes. Da dieses auf einem 218m hohen Hügel liegt genossen wir immer wieder tolle Ausblicke auf die schöne Umgebung und selbst die Neustadt hatte sich hier mit weiß getünchten Häuschen herausgeputzt. In der Nähe von Conil de la Frontera an der Playa del Aceite fanden wir wieder einmal ein traumhaftes Plätzchen, wo wir uns mehrere Tage einrichteten, am Strand spielten und an den Klippen entlangwanderten. Und dann folgte schon wieder eine richtig tolle Stadt: Cádiz! Die älteste kontinuierlich bewohnte europäische Siedlung liegt auf einer kleinen Landzunge und ist von allen Seiten vom Meer eingerahmt, entsprechend viele Sandstrände gibt es hier. Wieder einmal erwarteten uns Brunnen, Plätze, Kathedralen, schmale Gässchen und diesmal besonders auffällige stuckverzierte Hausfassaden mit schmiedeeisernen Balkonen. Rund um die Markthalle standen unzählige Menschen in Grüppchen zusammen, aßen, lachten und tranken – immer wieder schön zu sehen, wie die Spanier das Leben Tag für Tag genießen! Auf Sevilla hatten wir uns besonders gefreut, leider erreichten wir die viertgrößte Stadt Spaniens am ersten Tag der alljährlichen Osterprozessionen. Ostern hat in ganz Spanien einen hohen Stellenwert, Sevilla gilt als eine der Hochburgen. Die Stadt war rappelvoll, alle hatten sich todschick herausgeputzt. Die Bruderschaften zogen in ihren weißen Kutten durch die Straßen, trugen Kreuze und rießige Altarfiguren durch die Stadt. Spannend zu sehen – leider konnten wir von der Stadt an sich nur wenig erleben. Flamencoshows fielen aus, Kathedralen waren geschlossen, Restaurants überfüllt. Das größte Holzgebäude der Welt, das Metropol Parasol; ist eher Geschmackssache, unser persönliches Sevilla-Highlight war der Parque de Maria Luisa mit seinen Palmen, Blumenwiesen, Ententeichen, Pferdekutschen usw. Papageien krächzten in den Bäumen und auf der Plaza de Espana konnte man sogar Boote ausleihen. Sevilla konnte uns leider nicht in seinen Bann ziehen, was aber sicher auch den Umständen geschuldet war – wir kommen wieder um es herauszufinden 😊. Das Pilgerort El Rocio war außerhalb von Pfingsten völlig ausgestorben, die staubigen Straßen bruzzelten in der Sonne, die meisten Häuschen standen leer. Der Nationalpark Coto de Donana gilt als das größte straßenlose Gebiet Westeuropas. Luchse, Wildpferde und Flamingos sind hier zuhause, Greifvögel und Eulen durchstreifen den Himmel. Zum Schutz der Tiere ist das Innere des Parks leider nur mit organisierten Bustouren zu besichtigen, immerhin gibt es einen 2-stündigen Holzbohlenweg vom Visitor Center aus durch Marschland und Pinienwälder. Den Abschluss von Andalusien bildete die Halbinsel Barra de el Rompido, wo wir handtellergroße Muscheln in den feinsandigen Dünen sammeln konnten und im angrenzenden Fischrestaurant noch ein letztes perfektes Menue del Dia mit gegrilltem Schwertfisch, Oliven und Weißwein genießen konnten.
3,5 Wochen später fuhren wir wieder über die spanische Grenze, diesmal nach Galizien. Unser erstes Ziel war die Stadt Ourense, hier sollte es wieder einmal tolle heiße Quellen geben. Leider führte der Rio Miño so starkes Hochwasser, dass viele Becken nicht erreichbar oder mit kaltem Flusswasser überschwemmt waren. Schön gemacht war es allerdings trotzdem, hier gab es sogar Umkleiden und heiße Duschen - und das gratis! In Santiago de Compostela hatten wir noch mehr Pech - es regnete und stürmte ohne Unterlass. Wir warfen nur einen kurzen Blick auf die sehr imposante Kathedrale und fuhren dann weiter zum Cabo Fisterra, dass zu Zeiten der Römer als Ende der Welt galt und heute als offizielles Ende des Jakobweges angesehen wird. Belohnt werden die Pilger hier dann mit einem Leuchtturm, einer grandiosen Aussicht und einer Verbrennungsstelle für Wander-Socken. In den nahegelegenen Gaststätten konnte man die regionale Spezialität „Raxo“ probieren, eine Art Geschnetzeltes mit Paprika und Zwiebeln. Dann besserte sich das Wetter endlich und wir konnten uns die tolle Stadt A Coruña bei strahlendem Sonnenschein anschauen. Unzählige Bars in der Altstadt, die beeindruckende Plaza de Maria Pita, das Castillo auf dem Paseo Maritimo und immer wieder das glitzernde Meer. Die Stadt wirkte richtig lebendig und echt, überall gab es Parks, Strände, Spielplätze und Spazierwege. Und eine Portion ausgefallene Tapas mit Gemüse-Creme-Crêpes, Humus-Bällchen & Pilz-Kroketten erwartete uns ebenfalls noch. Etwas außerhalb des Zentrums fanden wir dann noch den „Torre de Hercules“ Leuchtturm aus dem 1. Jhrdt. v. Chr. und tolle Freistehplätze mit unvergesslichen Sonnenuntergängen. Generell gefiel uns Galizien richtig gut – glasklares Meer, helle Strände, sehr üppiges Grün, Wälder voller Eukalyptusbäume, Blumenwiesen, große Bauernhäuser mit Kühen und Hühnern im Garten. Durch die vielen weit ins Land hineinreichenden Meeresarme, Rias genannt, gab es entsprechend viele Strände und Buchten. Auch hier im Norden fanden wir immer wieder tolle gratis Wohnmobilstellplätze, teilweise in erster Meeresreihe, wunderschöne Picknickareas und weitaus weniger Höhenschranken als in Spaniens Süden. Asturien empfing uns mit dem malerischen Fischerdorf Cudillero, welches mit schmalen Treppengängen erschlossen ist und an einem Hang direkt über dem Meer klebt. Das Örtchen lud zum bummeln und schlendern ein und wenn man außerhalb der Siesta da war sicher auch zum schlemmen. Was wir hier immer wieder entdeckten waren sogenannte „Hórreos“: Steinsärge auf Stelzen mit einem Kruzifix, die früher als Getreidespeicher genutzt wurden. Die Stadt Gijon glänzte einmal mehr mit vielen Grünflächen und Promenaden direkt am Meer, ausnahmsweise gefiel uns hier einmal die moderne Fußgängerzone mit ihren coolen Läden und Eiscafés besser als die verschlafenen Gässchen der Altstadt. Ein Highlight erwartete uns dann im Örtchen Villaviciosa: die angeblich besten Sidrerías der Gegend. Im „La Ballera“ gab es karierte Papiertischdecken auf Holztischen, ein ordentliches Menú del Dia und eine ganze Menge Cidre. Das besondere an den hier so typischen Sidrerías ist die Art wie er getrunken wird: bestellt man einen wird für jeden Tisch extra eine neue Flasche geöffnet, dieser wird mit hoch erhobenem Arm ins ganz tief gehaltene Glas eingeschenkt und dann vom Gast sofort auf Ex getrunken. Die restliche Flasche bekommt man auf den Tisch gestellt, es bleibt jedem selbst überlassen ob er den Rest auch noch trinken möchte oder ob man sich eine neue Flasche aufmachen lässt. Kenner sind der Meinung, dass der Cidre sein volles Aroma erst durch diese Einschenk-Art entfaltet und es mitsamt der Kohlensäure bei längerem Stehen verloren geht. Verständlicher Nebeneffekt: Boden, Theke und Speißekarten – alles klebte vom süßen Gebräu. Lecker war es aber. Und was wir als Hessen festgestellt haben: je länger der spanische Cidre steht, je mehr ähnelt er dem hessischen Äppler :).
Die Uhr tickte unbarmherzig, der nervige Zeitdruck, der dem nahenden Ende unserer Reise geschuldet war, trieb uns weiter zum nächsten Highlight: den Picos de Europa. Hier erwartete uns ein traumhaftes Gebirge mit schneebedeckten Gipfeln, glasklaren Seen voller Kanuten, wild schäumenden Flüssen, Wanderpfaden und Klettersteigen. Kühe, Esel und Ziegen liefen auf den Almen umher, Blumenkästen hingen an den Bauernhäusern in den kleinen Dörfchen – eine absolute Heidi-Szenerie, die sehr gut mit Aussichtspunkten, Wanderwegen und Rundstraßen erschlossen war. Nach so viel Natur folgte wieder eine Stadt, sogar eine unserer Favoriten: es ging ins Baskenland nach Bilbao. Einmal mehr erwartete uns eine tolle lebendige Stadt direkt am Wasser mit wunderschöner Architektur voller französischer Balkone und Blumenkästen, viele Grünflächen, Parks uns Spielplätze. Dazwischen gab es allerhand Sehenswertes zu entdecken wie beispielsweise das Fußballstadion San Mamés des Traditionsclubs Athletic Bilbao, der nur baskische Spieler aufnahm, oder das Guggenheimmuseum kurz vor der Schwebebrücke Zubizuri. Im Zentrum entdeckten wir zig ausgefallene Läden und Cafés die zum shoppen und schlendern einluden und auf der Plaza Nueva reihten sich die Bars aneinander. Hier gab es jedoch keine Tapas, sondern Pintxos: kleine Häppchen auf einer Scheibe Brot, die sich auf den Tresen stapelten. Da lief einem das Wasser im Mund zusammen und wir schlenderten von Bar zu Bar auf der Suche nach weiteren Köstlichkeiten – himmlisch! Was uns hier ganz besonders auffiel war die Freundlichkeit der Menschen. Zoé bekam mehrfach etwas geschenkt, die Leute spielten mit ihr und sprachen uns an, auf einer Parkbank bot mir eine alte Dame etwas von ihren Chips an, in einem Café spielte eine andere Frau fast eine ganze Stunde lang mit Zoé und ihren Paw Patrol Figuren. Wieder einmal eine Stadt, an der ein Stück unserer Herzen hängen bleibt…
Über Felder, Hügel und Weiden fuhren wir anschließend etwas ins Inland, genauer gesagt nach Arguedas. Direkt neben dem gratis Womo-Stellplatz entdeckten wir die Felsenhöhlen der Stadt, die Ende des 19. Jhrdts. als Bleibe für ärmere Dorfbewohner erbaut wurden und bis in die 60er Jahre hinein bewohnt waren. Es machte großen Spaß in den Höhlen herumzuklettern, teilweise waren noch die Wandfließen oder alte Holzöfen erhalten. Ganz in der Nähe befand sich der Naturpark Bardenas Reales, der mit seinen Felsplateaus und Halbwüsten an den Westen der USA erinnerte. Ein 34 Km langer Scenic-Drive führte durch den Park hindurch, leider gab es ansonsten nichts weiter zu tun hier, keine Wanderwege, Picknickstellen o.ä. Zum Abschluss der Reise gab es in Pamplona noch eine letzte Portion Pintxos für uns bevor wir uns auf den Rückweg machten. Leider hatte die Zeit nicht mehr für San Sebastian und den Nord-Westen Frankreichs gereicht – doch dies war sicher nicht unsere letzte lange Reise im Wohnmobil.
Fazit Spanien:
Man kann es dem Bericht sicher schon entnehmen: wir lieben Spanien und hatten eine traumhafte Zeit! Immer wieder fanden wir sehr schöne gratis Womo-Stellplätze, teilweise direkt am Strand oder sehr zentral in einer sehenswerten Stadt. Auch das Freistehen war überhaupt kein Problem, in der Hauptsaison kann das natürlich anders aussehen, da muss man wahrscheinlich häufiger ins Inland ausweichen. Auch Ver- und Entsorgen klappte jederzeit problemlos – ein tolles Land für Camper! Darüber hinaus ist Spanien definitiv das Land mit den meisten, größten und schönsten Spielplätzen auf der ganzen Welt – für Zoé ein Traum! Es gibt viel zu entdecken: Nationalparks und hohe Gebirgszüge, Eukalyptus- und Pinienwälder, Sanddünen und Marschland, glasklares Meer und feine Sandstrände. Und natürlich immer wieder beeindruckende Städte mit einer reichen Geschichte und toller Architektur. Vom Essen brauchen wir garnicht erst zu sprechen – für uns gibt es auf der Welt einfach nichts besseres als Tapas und Pintxos, Weißwein und Vino Tinto. Auch das Preisniveau war sehr gut, vorallem in Andalusien. Ein klassisches Menú del dia mit 3 Gängen und Wein kostete zwischen 8 – 10 Euro, eine Tapa etwa 2 Euro und auch das Einkaufen im Supermarkt machte Spaß: große Auswahl und vernünftige Preise. In Spanien fanden wir auch die allergünstigste Tankstelle unserer gesamten Europareise (!). Wir waren so lange in diesem Land wie in keinem anderen auf unserer Reise und wir waren schon so oft dort, und trotzdem haben wir noch immer nicht alles gesehen und es wird uns noch immer nicht langweilig. Negativ zu erwähnen sind lediglich die nervige Raserei der Südspanier (mehrfach mussten wir nachts umparken weil neben uns Autorennen veranstaltet wurden) und die doch recht hohe Anzahl an Womo-Verbotsschildern und Höhenschranken auf Parkplätzen in Spaniens Süd-Osten. Ansonsten bleibt es für uns eines der schönsten Länder der Welt – und die schönste Sprache hat es sowieso.